Pack die Badehose ein . . .

Bremen. In die Sauna geht man nackt. Egal, ob es einem gefällt oder nicht. Wer hierzulande ordentlich schwitzen will, muss sich ausziehen. Die meisten Saunagänger nehmen das bereitwillig in Kauf. Schließlich dient das Schwitzbad der Gesundheit. Wen die nackten Tatsachen stören, hat Pech gehabt. Fast überall müssen Badehose und Bikini draußen bleiben

 Kleiderzwang in der Sauna: Diese Männer machen's mit. Foto: dpa

Kleiderzwang in der Sauna: Diese Männer machen's mit. Foto: dpa

Bremen. In die Sauna geht man nackt. Egal, ob es einem gefällt oder nicht. Wer hierzulande ordentlich schwitzen will, muss sich ausziehen. Die meisten Saunagänger nehmen das bereitwillig in Kauf. Schließlich dient das Schwitzbad der Gesundheit. Wen die nackten Tatsachen stören, hat Pech gehabt. Fast überall müssen Badehose und Bikini draußen bleiben.Anders im Bremer Stadtteil Huchting: Im Saunabereich des Hallenbads ist knappe Bekleidung seit neustem ausdrücklich erwünscht. Am Wochenende eröffnete dort Bremens erste Textilsauna. An drei Samstagen im Monat müssen die Saunagäste dort ihr Empfindlichstes bedecken. "Es sind immer wieder Menschen auf mich zugekommen, die sich nicht ausziehen wollen und genieren", erzählt Saunameister André Friedrich. Weil die Besucherzahlen seit einiger Zeit schwächeln, brachte ihn das auf die Idee, eine neue Zielgruppe anzusprechen. Dabei habe er nicht nur an die Ausländer gedacht, die einen Anteil von mehr als 14 Prozent in dem Stadtteil im Süden der Hansestadt stellen.

"Das sind vor allem Jüngere, die sich schämen. Die jungen Damen sitzen oft mit dem Handtuch bis zum Hals in der Sauna - und zwar durch die Bank weg, unabhängig von Herkunft oder Religion", sagt Friedrich. Von jungen Frauen ist am Eröffnungstag nichts zu sehen. Stattdessen schwitzen ein älteres Ehepaar und einige durchtrainierte Männer auf den Holzbänken. Hildegard und Winfried Belau, beide Mitte 60, sind seit etwa 40 Jahren routinierte Saunagänger. Trotzdem haben sie diesmal das wichtigste Vergessen: Bikini und Badehose. Stattdessen wickeln sie sich in Handtücher, was sie aber beide ein bisschen albern finden: "Man sollte das jedem überlassen, wie er es mag."

Dabei ist Winfried Belau der Kleiderzwang nicht ganz unbekannt. "Ich kenne das aus den USA. Wenn da jemand nackt in die Sauna gekommen ist, sind die anderen rausgegangenen." Und nicht nur dort, auch in Großbritannien, Australien und vielen anderen Ländern gehen die Menschen ganz selbstverständlich mit züchtiger Bedeckung zum Schwitzen. Dass Männlein und Weiblein zusammen splitternackt saunieren, damit ist Deutschland sowieso ziemlich allein. In Italien, Spanien und anderen katholischen Ländern bleiben die Geschlechter brav getrennt. Selbst in Finnland, dem Mutterland der Sauna, wird das so gehandhabt - allerdings nur in öffentlichen Einrichtungen. In ihrem eigenen Schwitzbad zu Hause sehen es die Finnen locker.

Knapp 11 000 öffentliche Einrichtungen und 1,6 Million private Saunen zählte der Deutsche Sauna-Bund bei seiner letzten Erhebung. Textilsaunen sind darunter kaum zu finden. "Das ist nicht sehr verbreitet", sagt Sauna-Expertin Ulrike Martmann. Ihrer Meinung nach ist das auch gut so. "In den Badeanzug reinzuschwitzen ist unhygienisch. Außerdem ist es nackt viel gesünder."

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