Oxford streitet um Kolonialisten-Statue

London · Die kontrovers diskutierte Statue des Kolonialisten Cecil Rhodes bleibt an der Uni Oxford stehen. Die Kampagne „Rhodes Must Fall“ hatte gefordert, das Denkmal des Politikers, der im 19. Jahrhundert etliche Kolonien für das Empire in Afrika gekauft hatte, zu stürzen.

Über dem Portal seiner ehemaligen Ausbildungsstätte ist ihm ein Denkmal gesetzt. Der steinerne Cecil Rhodes steht seit vielen Jahrzehnten zwischen zwei Säulen am Oriel-College an der Universität Oxford , die er nach seinem Tod mit einem beträchtlichen Vermögen bedachte. Doch Aktivisten finden, die Statue müsse fallen und gründeten die Kampagne "Rhodes Must Fall". Ihrer Meinung nach feiere das Denkmal die koloniale Gewalt.

Dass an den Kolonialisten und Politiker noch immer mit Denkmälern, Tafeln und Gebäuden erinnert werde, zeige "das Ausmaß und die Dauerhaftigkeit des imperialistischen blinden Flecks Großbritanniens", erklärt der Student Brian Kwoba. Das College Oriel hat sich ausdrücklich von den "kolonialistischen und rassistischen" Ansichten seines Stifters distanziert. Sie stünden in absolutem Gegensatz zu den Werten einer modernen Universität. Das Aufbegehren einiger Studenten im altehrwürdigen Oxford hat eine Diskussion auf der Insel entfacht über den Umgang mit Geschichte.

Ein Kritiker bezeichnete die Aktion als "moralische Säuberungskampagne". Cecil Rhodes, der die Briten als "erste Rasse der Welt" betrachtete, ist freilich umstritten. Im 19. Jahrhundert stand der skrupellose Unternehmer an der Spitze der britischen Kolonialbewegung. Er erwarb für das Empire Kolonien , zwei wurden gar nach ihm benannt: Nordrhodesien (Heute Sambia) und Südrhodesien (heute Simbabwe). Er sei verantwortlich für alle möglichen Verbrechen wie "Landdiebstahl, das Massakrieren von Zehntausenden schwarzen Afrikanern, der Einführung von unbeschreiblicher Ausbeuterei von Arbeitern in den Diamantenminen und der Entwicklung von Ur-Apartheit-Stategien", so ein Student.

Gleichwohl gehört Rhodes zu den Gönnern der berühmten Universität. Nach seinem Tod 1902 hinterließ er dem College ein beträchtliches Vermögen. Zudem brachte er einen Großteil seines Gelds testamentarisch in eine eigene Stiftung ein, die bis heute jungen Menschen ein Studium in Oxford ermöglicht. Davon profitiert unter anderem Ntokozo Qwabe aus Südafrika. Dass der Jurastudent die "Rhodes Must Fall"-Kampagne mitgegründet und von Kapstadt nach Oxford getragen hat und gleichzeitig von dem finanziellen Zuschuss der Stiftung profitiert, kritisieren viele als "widersprüchlich" und "schmarotzerisch".

Nun sprach sich Ende der Woche eine "überwältigende" Mehrheit für den Erhalt der Statue aus, hieß es von Seiten der Universität. Aber man wolle versuchen, es künftig in einen klaren historischen Kontext einzuordnen, um zu erklären, warum die Statue an jener Stelle stehe. Die Aktivisten reagierten wütend: "Dieser Schritt ist empörend." Besonnen äußerte sich der Kanzler von Oxford, Lord Patten. Es gebe in Oxford wie auch an anderen britischen Universitäten und Städten zahlreiche Gebäude, die gegründet wurden dank des Ertrags von Leuten und von Taten, die "wir heute zurecht als abscheulich verurteilen". Man könne sie jedoch nicht alle abreißen, Geschichte nicht einfach entfernen.

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