Oberkellner für Millionen

Frankfurt/Main · Seinen Frohsinn entdeckte Heinz Schenk schon früh: Ein Kasperle-Theater veranstaltete er als Kind im Beichtstuhl des Mainzer Doms. Besser aufgehoben war sein Talent aber im Fernsehen: beim „Blauen Bock“.

An Spitznamen hat es Heinz Schenk nicht gefehlt: Als "Äbbelwoi-Babbler" oder "hessisches Schlappmaul" wurde der populäre Fernseh-Wirt des "Blauen Bock" bekannt. 21 Jahre lang moderierte der Entertainer die legendäre TV-Sendung, bis er sich 1987 verabschiedete. Am frühen Donnerstagmorgen ist Schenk nun im Alter von 89 Jahren in seinem Wohnort Wiesbaden gestorben.

Die steile TV-Karriere Schenks, der aus der Fastnachtshochburg Mainz stammte, ist untrennbar mit dem "Blauen Bock" verbunden. Die Sendung gehörte zur goldenen Ära des deutschen Fernsehens. Bis zu 20 Millionen Menschen schalteten die Sendung regelmäßig ein. Von 1966 an lud Schenk zur besten Sendezeit am Samstagabend 208 Mal als Wirt und Oberkellner in den "Blauen Bock" ein. Mit seiner Fernsehpartnerin Lia Wöhr schenkte er bis Ende 1987 rund 125 000 Liter Apfelwein aus der traditionellen Äbbelwoi-Kanne aus und verteilte rund 6500 "Ehrenbembel" an alle Gäste. Schenk war aber nicht nur der Babbler, sondern auch der Kopf der Sendung. Er lieferte die Ideen. Neben den Texten schrieb er auch fast alle Lieder selbst.

Schenk wurde am 11. Dezember 1924 in Mainz als Sohn eines Drogisten und einer Tänzerin geboren. Fast wurde er als Kind vom Bischof der Schule verwiesen, weil er den Beichtstuhl im Dom zum Kasperletheater umfunktionierte.

Mit kaum zehn Jahren stand Schenk bereits zum ersten Mal in der Bütt. Nach dem Krieg wechselte der gelernte Schauspieler nach Kabarett-Auftritten zum Radio. 1966 wurde er Nachfolger von Otto Höpfner im "Blauen Bock".

Nachdem sich Schenk 1987 vom "Blauen Bock" verabschiedetet hatte, widmete er sich wieder verstärkt der Bühne. Der oft unterschätzte Schauspieler wurde zu einer Stütze am Frankfurter Volkstheater. Zu seinen Paraderollen gehörte 1991 "De Geizhals", die hessische Version von Molières "Der Geizige". Nachdem er die 80 überschritten hatte, zog er sich jedoch immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück.

Mit seiner Frau Gerti war er seit 1951 verheiratet. Sie starb bereits im Dezember 2013. "Ich habe meine große Liebe verloren. Ich werde sie nie vergessen und bin unendlich traurig", sagte Schenk damals.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort