Obama - ein kühler Liebhaber

Washington. Wer als Politiker in der Öffentlichkeit steht, muss mit allem rechnen. Auch damit, dass ein Buchautor sein studentisches Liebesleben unter die Lupe nimmt, selbst wenn es mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegt

 Barack Obama als junger Harvard-Student. Foto: dpa

Barack Obama als junger Harvard-Student. Foto: dpa

Washington. Wer als Politiker in der Öffentlichkeit steht, muss mit allem rechnen. Auch damit, dass ein Buchautor sein studentisches Liebesleben unter die Lupe nimmt, selbst wenn es mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegt. Und so wird derzeit in den USA mit einem Vorabdruck des Werks "Barack Obama: The Story" von David Maraniss im Magazin "Vanity Fair" der Mantel des Schweigens gelüftet, der bislang über den frühen Freundschaften Barack Obamas lag.Die teilweise intimen Aussagen dürften im prüden Amerika bei so manchem Leser ein ungutes Gefühl hinterlassen. "Die sexuelle Wärme ist definitiv da", schrieb beispielsweise Genevieve Cook in ihrem Tagebuch über Obama, den sie 1983 bei einer Weihnachtsfeier der Columbia-Universität kennen gelernt hatte. Man plauderte, flirtete, verstand sich - und tauschte Telefonnummern aus. Doch wenig später kamen der jungen Dame die ersten Zweifel an "Barry": "Diese Wärme kann in die Irre führen. Obwohl er süße Worte spricht und sich vertrauensvoll gibt, ist da doch diese Kühle." Bei ihm liege offenbar einiges im Verborgenen, und dann sei da noch seine "kontrollierte Art". "Wie kann er nur schon so alt sein, obwohl er erst 22 ist?", fragte sie sich.

Ein Jahr, so schildert das im Juni offiziell erscheinende Buch, hielt das Verhältnis zwischen der australischen Diplomatentochter und dem aufstrebenden Juristen. In seiner Freizeit trug er am liebsten Jeans und Lederjacke. So traf ihn Cook auch das erste Mal in der Küche einer New Yorker Studentenbude, und sie schien sich nicht daran zu stören, dass auf Obamas T-Shirt vollbusige Damen abgebildet waren.

Charmant, aber irgendwie reserviert - das scheint der wesentliche Charakterzug zu sein, den die Verflossenen des mächtigsten Mannes der Welt in Erinnerung haben. Als Genevieve Cook ihm eines Tages die magischen Worte "I love you" sagte, habe er lediglich ein distanziertes "Thank you" entgegnet.

Etwas kürzer hielt das Techtelmechtel Obamas mit einer anderen Flamme an. Die Studentin Alex McNear aus Kalifornien schildert in ihren Erinnerungen einen Abend mit Obama: Man habe sich bei einem Italiener in New York getroffen, geredet, gegessen und getrunken. Anschließend ging es dann auf ihr Zimmer und zur Sache. Später trafen sie sich noch mehrfach, doch nach einem Sommer war die Romanze vorbei.

 Barack Obama als junger Harvard-Student. Foto: dpa

Barack Obama als junger Harvard-Student. Foto: dpa

Die "Richtige" für Obama schien auch McNear nicht gewesen zu sein. Wie diese aussehen würde, ahnte allerdings bereits Genevieve Cook. Sie vermutete, dass er eine starke, aufrechte Frau suche, die erfahren sei und viel lache - "ich sehe sie als eine schwarze Frau". Es war die ziemlich genaue Beschreibung der First Lady Michelle Obama.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort