Giftspinne breitet sich aus Experte erklärt: So gefährlich ist die Nosferatu-Spinne wirklich

Düsseldorf/Saarbrücken · Sie wird mehrere Zentimeter groß, ist giftig und scheint sich hierzulande wohlzufühlen. Auch im Saarland wurde die Nosferatu-Spinne schon gesichtet. Wie gefährlich ist das Tier?

Ohne Beine ist sie ungefähr eineinhalb Zentimeter groß. Die Nosferatu-Spinne, oder zoologisch korrekt zoropsis spinimana, kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und Nordafrika, werde aber immer häufiger auch in Deutschland, hauptsächlich in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gesichtet, sagt Biologe und Spinnenzüchter Stephan Loksa. Aktuell wurde auch ein Exemplar von einer Frau in ihrer Wohnung im Kreis Coesfeld entdeckt. Loksa ist unter anderem als Spinnenexperte für den Aquazoo Löbbecke in Düsseldorf tätig und sagt, dass diese Spinne hier heimisch wird, sei eine Folge des Klimawandels. „Es wird immer wärmer, in zehn bis 20 Jahren wird sie auch in Nordeuropa angekommen sein“, so der Spinnenexperte.

Wie giftig ist die Nosferatu-Spinne?

Fotos: Giftspinne, Riesenzecke, Schlangen und Co. im Saarland und der Großregion​
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Giftspinnen, Riesenzecken, Schlangen und Co. breiten sich im Saarland und in der Großregion aus

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Foto: Jürgen Peter/SZ

Auch wenn das Tier nach dem vielleicht berühmtesten Vampir der Filmgeschichte benannt ist, wirklich gefährlich ist der Biss der Spinne nicht. „Das Gift ist vergleichbar mit dem einer Biene oder Wespe. Schmerzhaft, aber meist harmlos. Nur für Allergiker kann es zum Problem werden“, sagt Loksa. Alle Spinnen sondern beim Biss übrigens ein Gift ab, die meisten schaffen es dabei jedoch gar nicht erst, die menschliche Haut zu durchdringen. Und selbst wenn doch, sind sie für den Menschen meist ungefährlich; das Gift entfaltet keine bis kaum eine gefährliche Wirkung. „Spinnen können uns wegen ihrer Augen gar nicht richtig sehen. Wenn sie zur Verteidigung beißen, sondern sie so wenig Gift ab wie möglich, das ist nämlich für die Beute bestimmt“, sagt Loksa. Wie die meisten Spinnenarten beißt auch die Nosferatu-Spinne in der Regel nämlich nur, wenn sie sich angegriffen fühlt. Abstand halten hilft also (was den meisten Menschen nicht schwer fallen dürfte).

Nosferatu-Spinne nach vielleicht berühmtestem Vampir der Filmgeschichte benannt

Ihren Namen hat sie übrigens wegen ihres Aussehens. Mit etwas Fantasie lässt sich das Gesicht des Kultvampirs aus dem gleichnamigen Film von 1922 mit den eingefallenen Schläfen und den dunklen Augenhöhlen auf dem Rücken der Spinne erahnen. Mit den Folgen ihres Bisses hat der Name also nichts zu tun.

Nosferatu-Spinne auch schon im Saarland entdeckt

Im Mai dieses Jahres wurde ein Exemplar der seltenen Nosferatu-Giftspinne auch im Saarland gefunden. In Saarbrücken wurde die Nosferatu-Spinne nachgewiesen. Es war erst der zweite Fund dieser Art im Saarland.

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Foto: Heiko Lehmann

Panik ist bei der Giftspinne nicht angebracht

Für viele ist die Spinne vielleicht nicht unbedingt das neue Lieblingstier, doch Panik ist ebenfalls nicht angebracht. Das sei eigentlich bei den meisten eingewanderten Tierarten der Fall, sagt Holger Sticht. Er ist Landesvorsitzender des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) NRW und beschäftigt sich unter anderem mit Neophyten, also Arten, die durch den Menschen in einer Region heimisch werden, in der sie es vorher nicht waren. „Es gibt immer wieder Tierarten, die hierher kommen. Problemfälle sind aber die Ausnahme“, sagt er. Im Gegenteil, sie können sogar helfen, Ökosysteme zu beleben. „Ein Beispiel ist der Rhein, circa 75 Prozent der Arten, die dort heute leben, kommen dort nicht natürlich vor. Aber ohne sie wäre der Rhein quasi tot“, erklärt Sticht.

Bei Pflanzen sei es kritischer, wenn sich neue Arten etablieren, als Beispiele nennt er hier die spätblühende Traubenkirsche oder den japanischen Staudenknöterich. Sie können heimische Arten fast vollständig verdrängen und bieten Tieren nicht die Nahrung, die die ursprünglich ansässigen Pflanzen böten. Bei Tieren sei es aber oft eher die Angst vor Neuem und Unbekanntem, die in den meisten Fällen unbegründet sei.

Tigermücke gilt als Überträgerin für verschiedene Krankheitserreger

Auch bei der Tigermücke, die als Überträgerin für verschiedene Krankheitserreger gilt, beruhigt Sticht. „Von einer gefährlichen Situation zu sprechen, wäre übertrieben. In Südeuropa gibt es diese Mücken auch“, sagt er. Besonders Insekten und Spinnen lösen aber oft Ängste aus. Sticht erinnert hier an die Wespenspinne. Diese Art war ursprünglich im südlichen Europa verbreitet, vor mehr als 30 Jahren fand sie aber auch ihren Weg nach Mitteleuropa. „Diese Spinne sieht gefährlich aus und ist auch im Vergleich zu anderen Spinnen recht groß. Damals gab es große Aufregung – aber wir leben ja noch“, sagt der Experte.

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