Massentourismus auch in Trier? „Phänomene wie in Venedig haben wir hier nicht“

Trier · 840 000 Übernachtungen im Jahr 2018, fünf Millionen Tagestouristen: Trier ist auch für viele Menschen aus der Region als Ausflugsziel beliebt. Wie geht die Stadt mit dem Massenansturm um?

 Norbert Käthler, Geschäftsführer von Trier  Tourismus und Marketing.

Norbert Käthler, Geschäftsführer von Trier Tourismus und Marketing.

Foto: Trier Tourismus und Marketing GmbH

Norbert Käthler, Geschäftsführer der Trier Tourismus und Marketing GmbH, klärt auf.

Herr Käthler, sprechen Sie in Trier auch von Massentourismus?

KÄTHLER Ich finde den Begriff etwas problematisch. Er suggeriert, dass es eine Masse gibt, aber wir haben in Trier sehr unterschiedliche Zielgruppen. Zwölf Prozent der Bruttowertschöpfung hängt am Tourismus. Es gibt deshalb auch in Trier aktuell eine hohe Akzeptanz. Ohne den Tourismus gäbe es viele Angebote nicht, die Innenstadt wäre um einiges unattraktiver. 

Sollte eine Stadt steuern, welche Art von Tourismus sie anzieht?

KÄTHLER Es gibt die Möglichkeit, über Angebote für bestimmte Arten von Touristen interessant zu sein. 

Sie steuern also über das Angebot?

KÄTHLER Wir wollen Stadt- und Kulturtouristen anziehen. Was wir beobachten müssen: die starke Saisonalität. 70 Prozent unserer Touristen kommen im Sommer. Wenn Sie hier im November oder im März durch Trier laufen, bekommen Sie nie das Gefühl, dass hier Massen unterwegs sind. Deswegen schauen wir, dass wir die Angebote übers Jahr verteilen. Die Stadtführungen haben auch verschiedene Startpunkte, 10 000 pro Jahr für 200 000 Menschen. Die starten alle natürlich nicht an der Porta Nigra.

Ist die Stadt also nie überlastet? Die Einwohner nie genervt?

KÄTHLER Phänomene wie in Brügge oder Venedig haben wir hier nicht. Aber wir rechnen damit, dass der Tourismus weiter wächst. Bisher haben wir nicht den Eindruck, dass jemand genervt ist. Aber wir beobachten das.

Was schlagen Sie zur Prävention von Massenanstürmen vor?

KÄTHLER Wir haben hier in Rheinland-Pfalz eine Initiative zur Frage, wie man mit dem Anbieter Airbnb umgeht. Wir wollen nicht, dass nur noch Touristen in unserer Stadt leben. Bisher sind es hier drei bis fünf Prozent an Übernachtungen, die über das Portal generiert werden. Es gibt noch keine Richtlinien, aber wir diskutieren darüber, wie wir das stärker steuern können.

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