„Neujahrsgeld“ löst Chaos aus

Shanghai · Tragödie bei einer Silvesterfeier in Shanghai: Menschen stürzen, werden eingequetscht und niedergetrampelt. Das Chaos lösen nachgemachte Geldscheine aus, die von Häusern auf die Menschenmassen herabregnen.

Bei einer Massenpanik sind am Silvesterabend in Shanghai mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen. 47 wurden verletzt, wie gestern nach einer Krisensitzung der Regierung der ostchinesischen Hafenmetropole mitgeteilt wurde. 13 Schwerverletzte seien noch nicht außer Lebensgefahr, meldete der China News Service. Die Katastrophe begann 25 Minuten vor dem Jahreswechsel um Mitternacht auf dem von Menschenmassen überfüllten Chen-Yi-Platz am Bund, der berühmten historischen Uferpromenade der Metropole am Huangpu-Fluss.

Viele Menschen stürzten übereinander, wurden niedergetrampelt und eingequetscht. "Ich zog Leute heraus, aber unter ihnen lagen noch mehr", schilderte ein Augenzeuge in chinesischen sozialen Medien. "Sie waren bewusstlos oder sogar erstickt. Ihre Gesichter waren blau und grün." Helfer bemühten sich verzweifelt, Opfer wiederzubeleben.

Aus den Fenstern von einem der Luxus-Clubs in den historischen Gebäuden am Bund sei "Neujahrsgeld" in Form von 100-US-Dollar-Scheinen geworfen worden, berichteten Augenzeugen in sozialen Medien. Fotos zeigten auf dem Boden liegende, nachgemachte Scheine mit dem Aufdruck "Neujahr 2015" und dem Namen des berühmten Nachtclubs "M18". "Oben flog Geld", schilderte ein Augenzeuge im Krankenhaus Medien zufolge. Es sei so gewesen, als wenn "ganz viel Geld heruntergeworfen wird, alles US-Dollar". Die Leute hätten "da wird Geld geworfen" gerufen und die Scheine aufsammeln wollen. Chaos sei ausgebrochen. Die ersten seien gestürzt und niedergetrampelt worden. Es seien einfach "zu viele Menschen" gewesen, hieß es. "Es war so voll, dass wir uns nicht einmal umdrehen konnten", schilderte eine Augenzeugin der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge. "Wir waren in der Menge eingequetscht und kriegten kaum noch Luft. Die Leute riefen und schrien: ‚Polizei , Hilfe!'." Viele stolperten übereinander.

Die Polizei kam zunächst nicht an die Opfer heran. Sie mühte sich, Gassen für Rettungswagen freizumachen, um Verletzte in Krankenhäuser bringen zu können. Polizisten bildeten einen Kette, um die Massen abzudrängen, während Helfer Verletzte und auch leblose Körper in Polizeiwagen trugen, wie auf einem Video im Internet zu sehen war. Auf der Straße blieben verstreut Schuhe, Taschen und andere persönliche Gegenstände zurück.

Die meisten Opfer wurden ins Erste Volkshospital gebracht, wo es Rangeleien zwischen empörten Angehörigen und Polizisten gab, die im Krankenhaus für Ordnung sorgen mussten. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping ordnete eine sofortige Untersuchung des Unglücks an und rief zu verstärkten Sicherheitsvorkehrungen auf, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederholen könne.

Rund um den Globus sind Millionen Menschen hoffnungsvoll in das neue Jahr gestartet. Am Brandenburger Tor in Berlin versammelte sich am Silvestertag rund eine Million Menschen und feierte mit Konzerten und einem Feuerwerk den Beginn des Jahres 2015. Als eine der ersten Metropolen läutete die australische Stadt Sydney das neue Jahr mit einem Feuerwerk an der Harbour Bridge und der berühmten Oper ein. Am Brandenburger Tor in Berlin traten Künstler wie der Geiger David Garrett und die Musiker David Hasselhoff , Roland Kaiser und Annett Louisan auf. Die Veranstalter sprachen von einem "ausgelassenen" und "friedlichen" Fest. Die Silvesternacht sei ein ruhiger Abend für Polizei und Rettungskräfte gewesen. Böller und Silvester knaller haben in der Neujahrsnacht in Deutschland mindestens zwei Menschen das Leben gekostet und mehrere verletzt. Ein 18-Jähriger starb in Alveslohe an einer schweren Kopfverletzung nach der Explosion eines Feuerwerkskörpers. Im sächsischen Striegistal wurde ein 19-Jähriger beim Böllern tödlich verletzt.

In Pforzheim verursachte eine Feuerwerksrakete einen Brand mit einem Schaden von mindestens 100 000 Euro. Die Rakete flog durch ein geöffnetes Fenster in eine Wohnung, die nun unbewohnbar ist. Einen Schaden von Rund 500 000 Euro verursachte ein Brand in einer Gärtnerei in Wiesmoor (Niedersachsen) am frühen Neujahrsmorgen. Ebenfalls Feuerwerk verursachte einen Dachstuhlbrand in Kassel in einem Dreifamilienhaus - geschätzter Schaden: 200 000 Euro. In Polch (Rheinland-Pfalz) brannte ein Einfamilienhaus vollständig nieder. Mit Böllern sprengte eine Gruppe Jugendlicher das Schaufenster eines Chemnitzer Supermarkts, um danach Alkohol aus den Regalen zu stehlen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort