Neues Beben erschüttert Haiti

Port-au-Prince. Wieder Angst und Panik in Haiti: Acht Tage nach dem Jahrhundertbeben haben erneut massive Erdstöße das Karibikland erschüttert. Sie erreichten gestern nach Angaben der US-Erdbebenwarte die Stärke 6,1. Das Zentrum lag in knapp zehn Kilometern Tiefe rund 60 Kilometer westsüdwestlich der in Trümmern liegenden Hauptstadt Port-au-Prince. Angaben über Opfer gab es zunächst nicht

Port-au-Prince. Wieder Angst und Panik in Haiti: Acht Tage nach dem Jahrhundertbeben haben erneut massive Erdstöße das Karibikland erschüttert. Sie erreichten gestern nach Angaben der US-Erdbebenwarte die Stärke 6,1. Das Zentrum lag in knapp zehn Kilometern Tiefe rund 60 Kilometer westsüdwestlich der in Trümmern liegenden Hauptstadt Port-au-Prince. Angaben über Opfer gab es zunächst nicht. Derweil hat das Auswärtiges Amt bekannt gegeben, dass vermutlich zwei weitere Deutsche tot sind. Allerdings sei eine abschließende Identifizierung noch nötig, sagte eine Sprecherin. Damit würde sich die Zahl der getöteten Deutschen auf drei erhöhen. Derzeit würden noch fünf Deutsche in dem Karibikstaat vermisst.

Das neue Beben überraschte viele Menschen um 6.03 Uhr Ortszeit im Schlaf. Die Koordinatorin der Organisation "Help - Hilfe zur Selbsthilfe", Janina Niemietz, berichtete aus Petionville, einem Stadtteil von Port-au-Prince, dass die Menschen schreiend auf die Straße gelaufen seien. US-Journalisten berichteten von schwankenden Häusern. Nach anderen Angaben sollen in Port-au-Prince vom ersten Beben beschädigte Häuser ganz eingestürzt sein. Der neue Erdstoß dürfte die Arbeit der tausenden internationalen Rettungskräfte weiter erschweren, die mitten im Chaos auch mehr als eine Woche nach der Katastrophe in den Trümmern nach überlebenden Verschütteten suchen.

121 Überlebende geborgen

Nach südafrikanischen Medienangaben gelang es Rettern am Dienstag, zwei ältere Frauen aus den Trümmern eines zerstörten Krankenhauses in Port-au-Prince zu retten. Nach Angaben der EU-Kommission haben internationale Suchtrupps bisher 121 Menschen lebend geborgen. Gestern begannen Ärzte auf dem vor Port-au-Prince eingetroffenen US-Lazarettschiff "Comfort" die ersten Patienten zu behandeln.

Bereits unmittelbar nach dem ersten Beben vom vergangenen Dienstag mit einer Stärke von 7,0 hatten mehrere heftige Nachbeben mit einer Stärke von über 5,0 Haiti erschüttert. Die Regierung befürchtet, dass bei der Katastrophe bis zu 200 000 Menschen ums Leben kamen. Nach Angaben der EU-Kommission wurden bisher rund 80 000 bei dem Erdbeben getötete Menschen begraben. Die Zahl der Obdachlosen liege bei zwei Millionen. Die Vereinten Nationen stocken ihr Haiti-Kontingent um 3500 Blauhelmsoldaten und Polizisten auf. Damit werden bald mehr als 12 500 UN-Ordnungskräfte im Land sein. Auch die USA wollen mehr als 10 000 Soldaten in Haiti stationieren. Die genaue Anzahl der internationalen Helfer ist nicht bekannt. Die UN bemühen sich aber weiter um eine Koordinierung.

Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, fordert für Haiti Wiederaufbauhilfen nach dem Vorbild des Marshall-Plans. "Ich bin überzeugt, dass Haiti - das auf unglaubliche Weise von vielerlei getroffen wurde: der Nahrungsmittel-und Treibstoffkrise, dann durch den Hurrikan, dann durch das Erdbeben - etwas Großes braucht", sagte Strauss-Kahn gestern in Hongkong.

Hintergrund

Die Hilfsbereitschaft der Deutschen für die Opfer des Erdbebens in Haiti ist enorm. Bei der Spendengala von ZDF und "Bild" am Dienstagabend in Berlin sind knapp 18 Millionen Euro zusammengekommen. Villeroy & Boch gab während der Sendung eine Sachspende im Wert von 100 000 Euro bekannt: 1000 Sanitärteile, Toiletten und Waschbecken sowie 2500 Suppenteller werde man bereitstellen, teilte das Mettlacher Unternehmen mit. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte bei einer Live-Schaltung weitere 2,5 Millionen Euro Soforthilfen der Bundesregierung an. Man werde zusätzlich zu den bisher zugesagten 7,5 Millionen Euro und dem Engagement auf EU-Ebene weitere 2,5 Millionen Euro für das Welternährungsprogramm geben. afp/red