Eklat um Ribérys Gold-Steak Prahlende Promis in der Protz-Falle

Berlin · Fußballer Ribéry hat ein Gold-Steak viel Ärger eingebracht. Gehobene Vorlieben beim Essen kommen selten gut an.

 Vergoldete Lebensmittel, wie hier ein Schnitzel mit 24-karätigem Blattgold, gelten meist als dekadente Prahlerei. Trotzdem – oder gerade deswegen – sind sie bei vielen Prominenten erste Wahl.

Vergoldete Lebensmittel, wie hier ein Schnitzel mit 24-karätigem Blattgold, gelten meist als dekadente Prahlerei. Trotzdem – oder gerade deswegen – sind sie bei vielen Prominenten erste Wahl.

Foto: picture alliance / dpa/dpa Picture-Alliance / Roland Weihrauch

Das vergoldete Steak, das Star-Fußballer Franck Ribéry in den sozialen Medien präsentierte, ist seit Tagen ein Aufreger. Dabei hat das Überziehen von Lebensmitteln mit Gold Tradition in Europa. „Blattgold gab es schon immer in der kulinarischen Geschichte“, sagt Fernsehkoch Sebastian Lege („Gekauft, gekocht, gewonnen“). „Gerade die Königshäuser haben sich damit ihr Essen visuell aufwerten lassen, um bei ihrem Gefolge oder Grafen oder Königskollegen Eindruck zu schinden. Um zu sagen: Schaut doch mal her – ich trage nicht nur Gold am Körper, sondern ich esse es auch.“

 Das Problem der Kritiker scheint weniger die vermeintliche Delikatesse zu sein, sondern eher die Haltung dahinter. Nach dem Motto: „Schaut doch mal her, was kann ich mir denn Tolles leisten!“ Es ist die Protzerei, die Ferne zum Normalbürger, die die Öffentlichkeit ihrer politischen und sportlichen Elite besonders übel nimmt. Auch andere Feinkost hat bereits zu Debatten geführt. Man denke etwa an die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht.

Ausgerechnet die Verfechterin des kommunistischen Flügels sah sich 2007 wegen eines luxuriösen Hummer-Essens in Erklärungsnot. Die Story zieht Kreise, weil Wagenknecht Fotos davon löschen ließ, ohne die Besitzerin der Kamera zu fragen. Die Anekdote von dem gediegenen Mahl im Straßburger Restaurant „Aux Armes“ hängt ihr bis heute nach.

Im Jahr 2012 geriet auch der damalige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück wegen seines gehobenen Geschmacks in die Kritik. Die „Bild“-Zeitung zitierte ihn mit einer Antwort auf die Frage, ob nicht eine Erhöhung des Kindergeldes nötig wäre, damals mit den Worten: „Schon zehn Euro Erhöhung würden den Staat eine Milliarde kosten. Und man weiß dann auch nicht, wo das Geld hingeht.“ Ohnehin reichten diese zehn Euro nur für „zwei Schachteln Zigaretten, zweieinhalb Bier oder zwei Pinot Grigio“. Steinbrück habe noch präzisiert: „Also zwei Gläser Pinot Grigio, denn eine Flasche, die nur fünf Euro kostet, würde ich nicht kaufen.“ Nicht nur viele sparsame Weißweintrinker waren daraufhin sauer, auch viele Winzer. Von den Kindergeld-Empfängern ganz zu schweigen.

Im Jahr 2017 tappte erneut ein SPD-Spitzenkandidat für das Amt des Regierungschefs in die Delikatessen-Falle. Diesmal musste sich Martin Schulz rechtfertigen – für seine Leidenschaft für Gänsestopfleber. „Tierquälerei“, schimpfte ein SPD-Anhänger. Medien griffen die Kritik auf und Schulz hatte prompt eine weitere Baustelle in seinem Wahlkampf.

Zurück zum Fall Ribéry. Köchin Sarah Wiener hält es für unnütze Angeberei, ein Steak mit Blattgold zu verzieren. „Es ist keine Luxusküche. Es ist eine dekadente Schwachsinnsküche.“ Die Haute Cuisine habe mehr zu bieten. Da gehe es um Originalität, Kreativität und Geschmackskompositionen. Blattgold sei weder besonders kreativ noch geschmacklich wertvoll, findet Wiener. „Selbst kulinarisch gibt’s dafür die Note 5 von mir.“ Man könne mit Geld prinzipiell machen, was man wolle. Die Art, das so zu zelebrieren und der Welt mitzuteilen, finde sie aber nicht nur dekadent, sondern „geradezu armselig, wenn man betrachtet, wie viele Milliarden Menschen sich nicht einmal einen Fingerhut von diesem Steak leisten können.“

Koch-Kollege Alfons Schuhbeck nimmt Ribéry dagegen ein wenig vor der öffentlichen Kritik in Schutz: „Als Koch des FC Bayern München kann ich zu Franck Ribérys Essverhalten nur sagen, dass er keinerlei merkwürdige Vorlieben hat.“ Aber auch Schuhbeck kann Gold auf dem Essen offenbar nicht viel abgewinnen: „Blattgold in der Küche hat nichts mit kulinarischem Mehrwert oder gutem Geschmack, sondern nur mit schillernden Vorlieben der „Bling-Bling“-Gesellschaft zu tun.“

Deshalb gibt es laut Schuhbeck vergoldete Tomahawk-Steaks wie bei Ribéry nicht in den Sterne-Restaurants von München, Paris oder Barcelona, sondern nur an extravaganten Schauplätzen der Glitzerwelt. „In unseren Breitengraden wird Gold als zugelassene Lebensmittelfarbe mit der Nummer E 175 nach meinem Wissen nur noch zum Überziehen oder Dekorieren von Süßigkeiten und aufgebrezelten Wurstwaren verwendet.“

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