Nach dem Unwetter-Drama Mallorcas Sorge um die Touristen-Gunst

Palma · Nach dem Unwetter-Drama erlebt die Urlaubsinsel Unsicherheit und Stornierungen – auch da, wo alles wie immer läuft.

 Unweit des Katastrophengebiets im Nordosten, am Strand von S’Illot, lassen sich diese Urlauber nicht stören. Mallorcas Behörden befürchten aber, dass nun Touristen wegbleiben, und weisen darauf hin, dass die Unwetter „nur“ lokal waren.

Unweit des Katastrophengebiets im Nordosten, am Strand von S’Illot, lassen sich diese Urlauber nicht stören. Mallorcas Behörden befürchten aber, dass nun Touristen wegbleiben, und weisen darauf hin, dass die Unwetter „nur“ lokal waren.

Foto: dpa/Clara Margais

Mallorca macht dieser Tage weltweit Schlagzeilen – aber keine im Sinne einer idyllischen Urlaubsinsel. So mancher Tourist ist angesichts der dramatischen Bilder nach den schweren Unwettern im Nordosten mit zwölf Toten verunsichert. Leid, Chaos und Schäden in Millionenhöhe – das schreckt ab. 60 Kilometer weiter westlich, wo Urlauber an der Playa de Palma die Oktobersonne genießen, ist von dem Drama von vergangenen Dienstag unterdessen nichts zu spüren.

Das Thermometer an der Partymeile Ballermann zeigt angenehme 21 Grad, der Himmel ist blau, nur am Horizont haben sich über dem Meer ein paar Wolken aufgetürmt. Viele Feriengäste in den mallorquinischen Tourismushochburgen hatten von der Flutkatastrophe zunächst gar nichts mitbekommen. Erst durch Medien, soziale Netzwerke oder Anrufe besorgter Verwandter hörten sie von der Tragödie. „Hier an der Playa hat es ja nur ein wenig geregnet“, sagt Irene aus Nordrhein-Westfalen. „Ich habe erst am Mittwochmorgen einen Anruf von meiner besorgten Nichte bekommen“, sagt die ältere Dame. „In manchen Medien wurde das ja offenbar so dargestellt, als sei auf der ganzen Insel Weltuntergang angesagt.“ „Was da alles passiert ist, haben wir erst aus den Medien erfahren“, sagen auch zwei Männer aus Jülich, die in Palma Ferien machen. Die Holländerin Ellen, die mit einer Radgruppe auf der Insel unterwegs ist, hat es auch erst von Verwandten gehört. Was passiert sei, sei „einfach schrecklich“.

Die Region um Sant Llorenç des Cardassar war besonders schlimm von dem Sturzregen betroffen, der Straßen in reißende Flüsse verwandelt und Autos wie Spielzeug mitgerissen hatte. Bislang wurden zwölf Leichen geborgen, darunter drei Deutsche, zwei Briten und eine Holländerin. Ein achtjähriger Junge wurde noch vermisst – die Helfer befürchten, dass er ins Meer gespült worden sein könnte. Die Suche mit Booten sei gestern auf acht Seemeilen vor der Küste ausgedehnt worden, berichteten mallorquinische Medien. Am Mittwochabend soll in Manacor ein Trauergottesdienst für die Opfer stattfinden.

Tatsächlich hat das Naturereignis ein örtlich sehr begrenztes Gebiet heimgesucht. Dennoch macht sich die Inselregierung Sorgen, dass verunsicherte Touristen wegen der Bilder aus dem Katastrophengebiet ihren Urlaub stornieren könnten. Augenzeugen im Osten Mallorcas berichten inzwischen von bizarren Eindrücken – teilweise sonnten sich dort Urlauber gleich neben völlig übermüdeten Helfern, die den Schlamm beseitigten, hieß es.

Es ist nicht das erste Mal, dass Mallorca in diesem Jahr Schlagzeilen macht, die Urlauber beunruhigen: Seit Mai hatte die Sichtung von Giftquallen der Gattung „Portugiesische Galeere“ an verschiedenen Küstenabschnitten mehrmals Alarm ausgelöst. Ende Juni entdeckten Forscher vor der naheliegenden Insel Cabrera einen riesigen Hai. Das Tourismusministerium sah sich nach der Flut nun genötigt, eine Stellungnahme herauszugeben. „Das betroffene Gebiet im Nordosten der Insel ist sehr klein. Der Rest von Mallorca wurde nicht von Überschwemmungen heimgesucht“, heißt es darin. In den wichtigsten touristischen Zentren herrsche „absolute Normalität“. Es gebe „keinen Grund zur Beunruhigung – jeder kann unbesorgt seinen geplanten Urlaub auf unserer schönen Insel fortsetzen und bedenkenlos antreten“.

Allerdings hätten trotz aller Entwarnungen bereits „Hunderte“ Touristen ihre Mallorca-Reise abgesagt, berichtete die Zeitung „El Mundo“. „Bei mir wurden bereits sechs Reservierungen storniert“, zitierte das Blatt einen Hotelbesitzer aus dem nahen Cala Millor im Osten. Toni Horrach, Chef der Hotelkette HM Hotels, die elf Häuser auf der Insel hat, sieht die Situation hingegen gelassen. „Wir haben wegen der Unwetter keine Einbrüche in den Urlauberzahlen gehabt“, sagte er. „Wir denken, dass die Urlauber wissen, dass sie auf der Insel sicher sind.“

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