Mysteriöse Morde auf Waldparkplatz

Paris. Als sie in den Armen des Polizisten war, lächelte die Vierjährige. Dann sprach sie ein paar Sätze auf Englisch, fragte nach ihren Eltern. "Es war sehr bewegend

Paris. Als sie in den Armen des Polizisten war, lächelte die Vierjährige. Dann sprach sie ein paar Sätze auf Englisch, fragte nach ihren Eltern. "Es war sehr bewegend. Als sie angefangen hat, nach ihrer Mama zu rufen, merkte sie, dass ihre Mama nicht da war", berichtet Eric Maillaud, Staatsanwalt in der ostfranzösischen Stadt Annecy, in deren Nähe am Mittwoch vier getötete Menschen entdeckt wurden - und erst acht Stunden später das Kind.Ohne sich zu regen, hatte die Kleine zwischen den Leichen ihrer Mutter, ihrer Großmutter und ihres Vaters in deren Auto, das auf einem Waldparkplatz abgestellt war, ausgeharrt, bis sie entdeckt wurde. Verletzt war sie nicht.

Vor ihren Augen erschossen

Eltern und Großmutter der Vierjährigen wurde erschossen - wohl vor ihren Augen. "Sie konnte nicht zwischen den Guten und den Bösen unterscheiden", erklärte Maillaud die Tatsache, dass sie sich so lange unter den Beinen ihrer Mutter und ihrer Großmutter versteckt gehalten hatte. Erst die Experten der Pariser Kriminalpolizei entdeckten sie, als sie ihre Untersuchungen der Leichen aufnahmen. Ihre Schwester im Alter von sechs oder sieben Jahren war zuvor mit schweren Kopfverletzungen neben dem Auto gefunden worden, sowie ein Fahrradfahrer aus einer umliegenden Gemeinde, der ebenfalls durch einen Kopfschuss getötet worden war, wie auch zwei der anderen drei Opfer. Die Umstände der mysteriösen Bluttat lagen zunächst im Dunkeln. "Nach allem, was man sieht, ist es sicher, dass die kriminelle Spur an erster Stelle steht", sagte der Staatsanwalt. Ein Familiendrama sei dennoch nicht auszuschließen. Französische Medien spekulierten gestern: Hatte die Familie unfreiwillig einen Drogen-Deal gestört? Zeugen sollen ein weißes Auto davonrasen gesehen haben.

Die Ermittler fanden rund 15 Patronenhülsen in der Umgebung des Autos, die aus einer 7,65-kalibrigen Maschine stammten. Die britische Familie irakischer Abstammung, die bei London lebte, hatte mit ihrem Auto Camping-Urlaub in der ostfranzösischen Alpenregion gemacht. Ob die beiden Mädchen als Zeuginnen dienen können, schien zunächst unsicher. Die Ältere der beiden war offenbar geschlagen worden und hatte einen Schädelbruch erlitten, aber keine Schusswunden. Ihr Zustand habe sich stabilisiert, hieß es gestern. Wenn überhaupt, könne wohl nur sie sagen, was passiert sei, erklärte Staatsanwalt Maillaud. Ihre jüngere Schwester erinnert sich ihm zufolge an Lärm und Schreie. "Aber viel mehr kann sie nicht sagen, sie ist ja erst vier Jahre alt."

Zufällig am falschen Ort

Ein Fahrradfahrer aus der Gegend hatte am Mittwoch die grausige Szene entdeckt und die Polizei alarmiert. Er erinnerte sich, von einem anderen Radfahrer überholt worden zu sein - jenem Mann, der auch tot bei dem Auto gefunden wurde. Er hielt sich offenbar nur zufällig zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort auf.

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