Mutmaßlicher Autobahnschütze gefasst

Wiesbaden · Fünf Jahre verbreitete ein unbekannter Schütze Angst auf deutschen Autobahnen. Hundertfach feuerte er auf fahrende Lastwagen. Nun haben die Ermittler den mutmaßlichen Täter gefasst.

Über 700 Mal feuerte er auf deutschen Autobahnen auf fahrende Lastwagen, am Ende gehörte der unbekannte Schütze zu den meistgesuchten Kriminellen des Landes. Fünf Jahre nach den ersten Schüssen sind sich die Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) nun sicher, dass sie das Phantom endlich gefasst haben: Ein 57 Jahre alter Lastwagen-Fahrer aus Nordrhein-Westfalen sitzt in Untersuchungshaft.

Wie ernst das BKA die rätselhafte Serie von Schüssen meist auf Autotransporter nahm, zeigte sich im vergangenen November. Damals machte BKA-Chef Jörg Ziercke den Fall mit einem besorgten Appell öffentlich zur Chefsache: "Wir müssen diese Tatserie stoppen, bevor Schlimmeres passiert!" Die Fahndung zu dem Fall präsentierte das BKA auf seiner Internetseite zwischen der Suche nach Terroristen. Als Belohnung für Hinweise wurden bis zu 100 000 Euro ausgesetzt.

Die Sorge der Ermittler wuchs damals noch einmal, weil der Täter im Jahr 2012 zu Munition größeren Kalibers wechselte. Zwar zielte er allem Anschein nicht auf die Fahrer, sondern auf transportierte Autos. Doch auch in andere Wagen und Gebäude schlugen die Kugeln ein. Wie gefährlich die Schüsse waren, hatte sich 2009 gezeigt, als eine Autofahrerin bei Würzburg schwer am Hals verletzt wurde.

90 BKA-Ermittler

Wegen dieser Tat ist auch die Staatsanwaltschaft Würzburg für den Fall zuständig. Hier wurde der Verdächtige gestern vernommen. Wie die Ermittler am Ende zum Erfolg kamen, darüber schwiegen sie zunächst ebenso wie über die möglichen Motive des Mannes. Heute will BKA-Chef Ziercke Details nennen und Gegenstände präsentieren, die bei der Festnahme des Mannes in der Eifel-Gemeinde Kall gefunden wurden.

In den vergangenen Monaten arbeiteten 90 Ermittler des BKA und aus fünf Bundesländern an dem Fall. Dabei hatte die Polizei schon früher den richtigen Riecher und tippte auf einen Lasterfahrer als Täter. Die Flugbahn der Projektile legte nahe, dass die Schüsse während der Fahrt aus einem anderen Lastwagen in den Gegenverkehr abgefeuert wurden.

Doch trotz dieser Erkenntnisse blieb ein Erfolg lange aus. Da die Einschüsse meist erst am Fahrtziel entdeckt wurden, war der genaue Tatort stets unklar. Unter anderen darum schickten Ermittler selbst Lastwagen los und überwachten diese - vergeblich. Nach einem Bericht des Südwestrundfunks kam das BKA dem Verdächtigen schließlich dank versteckter Lesegeräte für Kennzeichen an den Autobahnen auf die Spur. Bei jedem neuen Fall wurden die massenhaft erfassten Nummernschilder abgeglichen. Auch Mobilfunkdaten sollen ausgewertet worden sein.

Sollte Ziercke heute auch diese Angaben bestätigten, könnte der Fall die aktuelle politische Diskussion über massenhafte Datenerfassung anheizen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort