Schlagerstar Tony Marshall feiert 80. Geburtstag „Muntermacher der Nation“ wird 80

Baden-Baden/köln · Schlagerstar Tony Marshall steht zu Songs, die ihm früher peinlich waren, und denkt noch lange nicht an Ruhestand.

 Seit mehr als 60 Jahren ist Tony Marshall im Geschäft. Sein neues Projekt: Senioren zum Feiern bringen.

Seit mehr als 60 Jahren ist Tony Marshall im Geschäft. Sein neues Projekt: Senioren zum Feiern bringen.

Foto: dpa/Uli Deck

(dpa/afp) Der Muntermacher der Nation wird 80 – doch an Ruhestand denkt Tony Marshall noch lange nicht. Eher daran, wie man ein Altenheim zur Disco umfunktionieren kann. Zum Geburtstag an diesem Samstag gibt Tony Marshall ein neues CD-Album heraus. Titel: „Senioren sind nur zu früh geboren.“ Darin besingt er das Alter und macht das, was er am besten kann: Gute Laune verbreiten.

Seit mehr als 60 Jahren gibt der Baden-Badener auf der Bühne die Stimmungskanone: Immer fröhlich, ewig jugendlich, braungelockt und im Gepäck Lieder wie „Bora Bora“ oder „Heute hau’n wir auf die Pauke“. Und natürlich die „Schöne Maid“ – jenes Lied, mit dem er 1971 seinen Durchbruch hatte und das ihm anfangs die Schamesröte ins Gesicht trieb. Als er es zum ersten Mal im Aufnahmestudio singen sollte, trank er sich vorher einen an. Der Text mit dem ganzen „Hoja hoja ho“ war ihm nur peinlich. Inzwischen steht er zum Schlagersänger-Dasein und auch zur „Schönen Maid“: „Wenn so viele Menschen das Lied lieben, muss ja was dran sein.“ Kürzlich hat er es auf Deutsch und Englisch mit der Rockröhre Anastacia gesungen. Danach kniete sich der US-Weltstar vor Tony Marshall nieder. „Das war toll.“ Eine Wertschätzung für den Schlager, die er hierzulande schmerzlich vermisst.

Vor wenigen Jahren noch war Tony Marshall als musikalischer Reiseführer für die ZDF-Reihe „Viva la Musica“ auf Mallorca und in New York, er tourte mit den „Stars der Volksmusik“ durch Deutschland und stand unzählige Male als Milchmann Tevje im Musical „Anatevka“ auf der Bühne. Heute, so findet er, komme vor lauter Koch-Shows, Krimi-Serien und Comedy-Reihen der Schlager im Fernsehen viel zu kurz. Auch deshalb will er noch jenseits der 80 weiter durch das Land reisen: „Ich will unterhalten und Freude bringen.“

Dabei hatte Herbert Anton Hilger, so sein bürgerlicher Name, einmal ganz andere Pläne. Eigentlich wollte der an den Musikhochschulen in Freiburg und Karlsruhe ausgebildete Künstler Opernsänger werden. Doch dann wäre seine Familie „verhungert“, sagt er. An die 10 000 Auftritte später hat Marshall als Schlagersänger längst Kult-Status erreicht. Dass er im Laufe der Jahrzehnte nicht nur in glanzvollen Sälen sang, sondern auch durch Vereinsheime von Schützen oder Kaninchenzüchtern tingelte, stört ihn nach eigenem Bekunden nicht. Hauptsache er hat Kontakt zum Publikum. Schließlich wollte er immer „Einer wie du“ sein, so der Titel seiner vor Jahren erschienenen Biografie. In seiner Heimatstadt ist er das: „Er ist hier geboren und aufgewachsen, jeder kennt ihn“, sagt Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU). Mit seiner Musik habe er viele Brücken gebaut – Baden-Baden hat dafür nicht nur einen Weg nach ihm benannt sowie eine Rose „Schöne Maid“ getauft. Kurz vor seinem 80. Geburtstag machte Baden-Baden ihm ein besonderes Geschenk: Er wird Ehrenbürger. Zu seinem 70. Geburtstag erhielt er bereits die Ehrenbügerschaft von Bora Bora, besang er doch in seinem Schlager „Bora Bora“ von 1978 die Leichtigkeit der Südsee. Nach der Verleihung im Februar 2008 sagte Tony Marshall dem „Tagesspiegel“, der Bürgermeister von Bora Bora habe ihm geschrieben, „dass man mich zum Ehrenbürger machen möchte, aus Dankbarkeit, weil ich diese Inselwelt bei uns populär gemacht habe“.

Auf seinen Geburtstag blickt der Schlagerstar, der seit Jahrzehnten mit seiner Jugendliebe Gaby verheiratet ist, „mit großer Freude und einigen Erwartungen“. Sohn Marc hat eine große Überraschungsfete organisiert. Einige prominente Weggefährten werden dabei sein. Tony Marshalls größter Wunsch? Dass ihm seine drei Kinder -– Stella, Marc und Pascal – ein Ständchen vortragen. Seinen Teil will er natürlich auch beitragen und selbst singen. Denn, so sagt er: „Musik ist mein Leben.“

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