Müssen Radfahrer bald einen Helm tragen?

Berlin. Sollte sich die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrer nicht demnächst senken lassen, könnte das eine generelle Helmpflicht zur Folge haben. Das ist zumindest die Ansicht von CSU-Verkehrsminister Peter Ramsauer, der für eine solche Helmpflicht plädiert. Die Debatte ist damit eröffnet - und sie dürfte ähnlich verbissen geführt werden wie die um die Pkw-Maut

Berlin. Sollte sich die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrer nicht demnächst senken lassen, könnte das eine generelle Helmpflicht zur Folge haben. Das ist zumindest die Ansicht von CSU-Verkehrsminister Peter Ramsauer, der für eine solche Helmpflicht plädiert. Die Debatte ist damit eröffnet - und sie dürfte ähnlich verbissen geführt werden wie die um die Pkw-Maut. Im seinem neuen Verkehrssicherheitsprogramm, das unserer Zeitung vorliegt und das Ramsauer in wenigen Wochen vorstellen will, ist die Helmpflicht nicht vorgesehen. Darin heißt es lediglich, "dass man im Rahmen von Kampagnen dafür werben" wolle, einen Helm zu tragen. Bei seiner Halbzeitbilanz gestern in Berlin schlug Ramsauer aber überraschend andere Töne an: Es gebe eine "dramatische Zunahme von tödlichen Unfällen von Radfahren", so der Minister. Pro Jahr müssten rund 450 Menschen auf deutschen Straßen ihr Leben lassen, 50 Prozent davon wegen Kopfverletzungen. Nur neun Prozent der Radler, verwies der Bayer erneut auf die Statistik, würden einen Helm tragen. Er kenne "zig Argumente", die gegen eine Helmpflicht sprächen und auch "die ganzen Verbände sind überwiegend dagegen". Wenn sich aber die Quote der Helmträger "nicht signifikant über 50 Prozent erhöht in den kommenden Jahren", dann gehe wohl kein Weg an einer Helmpflicht vorbei.Der Minister macht Druck. Auch, weil der Fahrradverkehr stark zugenommen hat und das Miteinander auf den Straßen deutlich rüpelhafter geworden ist. Darunter leiden Radfahrer und Autofahrer gleichermaßen. Im April hatte sich jedoch die Verkehrsministerkonferenz von Bund und Ländern noch gegen eine generelle Helmpflicht ausgesprochen. Sie bat das Bundesverkehrsministerium lediglich Maßnahmen zu ergreifen, um die Helm-Quote unter den Radfahrern deutlich zu erhöhen - durch Kampagnen zum Beispiel auch an Schulen. Gleichwohl wurde Ramsauer aufgefordert, die juristischen Voraussetzungen sowie haftungs- und versicherungsrechtliche Fragen einer Fahrrad-Helmpflicht für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zu prüfen. Eine Idee, mit der sich die FDP anfreunden kann. Verkehrsexperte Oliver Luksic sagte unserer Zeitung, man sei "offen für eine klare Helmpflicht für Kinder". Alles andere könne aber nur "die ultima ratio sein". Zwar sei man besorgt über die hohe Zahl an Unfallopfern unter Radfahrern. Dennoch setze man lieber weiter auf die Vernunft der Verkehrsteilnehmer und "die guten Kampagnen der Verkehrssicherheitsverbände", so Luksics galante Absage an den Minister. Die Verbände sind ohnehin durchweg skeptisch: Eine Helmpflicht führe nur dazu, dass weniger Menschen das Rad nutzten und damit "alles noch gefährlicher wird", sagte gestern eine Sprecherin des Fahrradklubs ADFC unserer Zeitung. Man könne die Verantwortung für die Sicherheit auch nicht auf die Radler abwälzen. "Wir lehnen das total ab." Vielmehr müssten neue technische Möglichkeiten an Autos und Lkw vorangetrieben werden, wie die Einführung von Außenairbags. Ramsauer wird also noch dicke Bretter bohren müssen, bis eine Helmpflicht tatsächlich Realität wird - ähnlich wie bei der Maut.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort