Bakterienbelastung Molkereien nehmen Milch vom Markt

Bremen · Einzelhändler mussten wegen Bakterienbelastung Milch aus den Regalen nehmen. Der Hersteller hat die Ursache der Verunreinigung entfernt.

 Die Quelle der Bakterienbelastung ist von der Molkerei gefunden und beseitigt worden.

Die Quelle der Bakterienbelastung ist von der Molkerei gefunden und beseitigt worden.

Foto: dpa/Martin Gerten

- Wegen der Gefahr von Durchfallerkrankungen nehmen das Deutsche Milchkontor (DMK) und das Unternehmen Fude+Serrahn eines ihrer Produkte vom Markt. Der am Freitagmorgen veröffentlichte Rückruf betreffe den Artikel „Frische Fettarme Milch 1,5 % Fett“ im Ein-Liter-Pack. Die belieferten großen Handelsunternehmen – darunter Metro, Aldi, Edeka, Rewe und Lidl – hätten die Ware vorsorglich aus dem Handel genommen. Ursache für die Verunreinigung des Produktes sei eine undichte Dichtung in der Produktion des Werks Everswinkel in Nordrhein-Westfalen gewesen, teilte ein Sprecher von DMK mit.

Bei Routinekontrollen sei „bei einzelnen Artikeln“ eine Belastung mit Aeromonas hydrophila/caviae festgestellt worden, teilten die beiden Unternehmen mit. Dies könne „zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Durchfall führen“. Die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bremen, Sonja Pannenbecker, warnte vor dem Trinken der Milch: „Verbraucherinnen und Verbraucher können die gekauften Verpackungen im Laden zurückgeben.“ Wer im Moment generell auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Milch sprudelnd aufkochen. Das töte in diesem Fall die Keime ab, sagt Andrea Danitschek von der Verbraucherzentrale Bayern.

Aeromonas hydrophila und Aeromonas caviae sind zwei Arten einer eng verwandten Gruppe, von Fachleuten Gattung genannt. Aeromonas-Arten sind typischerweise in Süß- und Brackwasser zu finden. Zur Gruppe gehören mehrere toxinbildende Krankheitserreger für Menschen und bestimmte Tiere, etwa Fische.

Für den Menschen ist vor allem „Aeromonas hydrophila“ von Bedeutung. Sind Lebensmittel mit den Bakterien verunreinigt, kann das schwere Durchfallerkrankungen zur Folge haben. Vor allem bei abwehrgeschwächten Menschen sind auch Haut- oder Weichteil-Infektionen sowie Entzündungen des Knochens oder Knochenmarks möglich, etwa wenn die Keime in eine Wunde gelangen. Die Infektionen lassen sich mit Antibiotika behandeln, allerdings breiten sich wie bei anderen Bakteriengruppen auch zunehmend resistente Stämme aus. 

DMK-Sprecher Oliver Bartelt warnte vor einer Überbewertung. Für den Verbraucher sei wichtig zu wissen, dass es sich nur um einzelne Chargen handele. Die genaue Menge der betroffenen Milch konnte er zunächst nicht beziffern. Es handele sich aber eher um ein übersichtliches Volumen. Der Warenrückruf erfolge aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes. Verbraucher, die einen der angegebenen Artikel gekauft haben, erhalten den Angaben zufolge auch ohne Vorlage des Kassenbons den Kaufpreis in ihren Einkaufsstätten zurück.

Das Bundesernährungsministerium weist indes auf die Zuständigkeit der Hersteller und der Bundesländer hin. „Wir beobachten die Situation sehr genau“, sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin auf Nachfrage. In allererster Linie seien aber die Hersteller selbst für die Sicherheit ihrer Produkte zuständig – und für die amtliche Lebensmittelüberwachung liege in der Verantwortung der Bundesländer.

Die DMK Group verarbeitet nach eigenen Angaben mit rund 7 700 Mitarbeitern Milch an mehr als 20 Standorten unter anderem in Deutschland und den Niederlanden. „Als einer der größten Lieferanten des deutschen Lebensmitteleinzelhandels und mit einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro gehört die DMK Group europaweit zu den führenden Unternehmen der Milchwirtschaft“, hieß es vonseiten des Unternehmens.

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