Mit Fächer, Sonnenbrille und Pferdeschwanz

Paris. Nur wenige Menschen kennen Karl Lagerfeld wirklich. Und noch weniger dürften sein genaues Geburtsjahr kennen, um das der deutsche Modekönig noch immer ein Geheimnis macht. Das Luxusmodehaus Chanel, dessen Chef-Couturier Lagerfeld seit 1983 ist, hält sich an den 10. September 1938 und feiert heute seinen 70. Geburtstag

 Seit über 50 Jahren begeistert Karl Lagerfeld die Modewelt. Er selbst ist mit seinem Fächer, der übergroßen Sonnenbrille und dem weißgepuderten Zopf zur modernen Ikone geworden. Fotos: dpa

Seit über 50 Jahren begeistert Karl Lagerfeld die Modewelt. Er selbst ist mit seinem Fächer, der übergroßen Sonnenbrille und dem weißgepuderten Zopf zur modernen Ikone geworden. Fotos: dpa

Paris. Nur wenige Menschen kennen Karl Lagerfeld wirklich. Und noch weniger dürften sein genaues Geburtsjahr kennen, um das der deutsche Modekönig noch immer ein Geheimnis macht. Das Luxusmodehaus Chanel, dessen Chef-Couturier Lagerfeld seit 1983 ist, hält sich an den 10. September 1938 und feiert heute seinen 70. Geburtstag. Nicht dementiert hat der Sohn eines Hamburger Dosenmilch-Fabrikanten allerdings Presseberichte, in dem Schulfreunde angaben, er sei schon 1933 auf die Welt gekommen. Die Altersgeschichte, wenn sie denn stimmt, könnte natürlich etwas über den Menschen Lagerfeld sagen - und über die Eitelkeit in einer Branche, in der der Jugendwahn zum Geschäft gehört. Dazu passt vielleicht auch, dass Lagerfeld sich 2001 stolze 42 Kilo weghungerte. Seitdem schwört er auf Magerquark und Cola light und brachte sogar ein eigenes Diätbuch heraus. Schließlich, so der Meister, sei es "keine Schande, eitel zu sein".

Lagerfeld ist ein "Workaholic", dessen Biografie eine Aneinanderreihung von Superlativen ist. Bereits als Teenager ging er nach Paris. Dort gewann er im Jahr 1954 den ersten Preis des Internationalen Wollsekretariats für den Entwurf eines Mantelmodells. Nach einer Schneiderlehre bei Pierre Balmain übernahm er die künstlerische Leitung des Haute-Couture-Hauses Patou. Als er 1983 als künstlerischer Direktor bei Chanel einstieg, brachte er frischen Wind in das müde gewordene Label. Mit einer Symbiose aus traditionellem Chanel-Stil und Trend setzenden Elementen brachte er den internationalen Modedampfer wieder auf Erfolgskurs. Ende der 80er Jahre entdeckte er zudem Claudia Schiffer und machte sie zum weltbekannten Supermodel.

Noch heute bestimmt Lagerfeld die Trends mit - als umtriebiger "Rundum-Erneuerer" hat er in der launischen Modebranche offenbar den richtigen Platz gefunden. Nach eigener Aussage sei sein größter Feind die Langeweile - und darin dürfte wohl sein Erfolgsrezept liegen. Seine gelungenste Kreation liegt aber womöglich in der eigenen Person. Mit seinem weißgepuderten Zopf, seiner schwarzen, übergroßen Sonnenbrille, seinen zahlreichen Ringen an den Fingern und seinem Fächer hat sich "Kaiser Karl" zu einem wandelnden Markenzeichen gemacht. Er hat einen sehr persönlichen, fast schon maskenhaften Stil kreiert, der ihn unnahbar erscheinen lässt. Er spiegelt das geheimnisvolle Wesen des Modeschöpfers wider, der nirgendwo zu Hause ist - weder zeitlich noch räumlich.

Neben seiner Arbeit bei Chanel entwarf Lagerfeld unter anderem 2004 eine Linie für die schwedische Modekette H&M, bei der seine Kreationen in nur zwei Tagen ausverkauft waren. Zudem machte sich Lagerfeld als Modefotograf einen Ruf, gestaltete Inneneinrichtungen und Porzellan und bringt Parfüms und Bildbände heraus. Und dennoch hat das Multitalent, das bis zu 20 Stunden am Tag an seinem Schreibtisch sitzt und Strandurlaube entsetzlich findet, sein Ziel noch nicht erreicht: "Ich bin so eingebildet zu glauben, dass meine beste und einflussreichste Kollektion noch vor mir liegt."

 Seit über 50 Jahren begeistert Karl Lagerfeld die Modewelt. Er selbst ist mit seinem Fächer, der übergroßen Sonnenbrille und dem weißgepuderten Zopf zur modernen Ikone geworden. Fotos: dpa

Seit über 50 Jahren begeistert Karl Lagerfeld die Modewelt. Er selbst ist mit seinem Fächer, der übergroßen Sonnenbrille und dem weißgepuderten Zopf zur modernen Ikone geworden. Fotos: dpa

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