Mit dem "King" im Cadillac

Bad Nauheim/Friedberg. Die Teenager der Wetterau standen Kopf, als Elvis Presley als Soldat nach Friedberg kam. Von Oktober 1958 bis März 1960 war der Sänger, der heute 75 Jahre alt geworden wäre, in den Friedberger "Ray Barracks" stationiert. Eingefleischte Fans halten seither die Erinnerung an den "King of Rock 'n' Roll" in der hessischen Provinz wach

Bad Nauheim/Friedberg. Die Teenager der Wetterau standen Kopf, als Elvis Presley als Soldat nach Friedberg kam. Von Oktober 1958 bis März 1960 war der Sänger, der heute 75 Jahre alt geworden wäre, in den Friedberger "Ray Barracks" stationiert. Eingefleischte Fans halten seither die Erinnerung an den "King of Rock 'n' Roll" in der hessischen Provinz wach.

"Dass Elvis nach Friedberg kam, das war wie sechs Richtige im Lotto", erinnert sich Claus-Kurt Ilge. Der heute 67-Jährige gehörte damals zu einer Gruppe von Jugendlichen, die fast jeden Tag zu Elvis pilgerten. Presley lebte nicht in der Kaserne in Friedberg, sondern im benachbarten Kurstädtchen Bad Nauheim. Gemeinsam mit Oma, Vater, zwei Freunden und einer Sekretärin wohnte er zunächst im Hotel und schließlich in einer Villa in der Goethestraße Nr. 14. Sowohl für Ilge als auch für seine Cliquen-Kameradin Angelika Springauf war die Straße vor dem Haus ein Treffpunkt. "Erstens hat das nichts gekostet. Zweitens hatten wir den Elvis", sagt die 65-Jährige, damals ein Backfisch von 14 Jahren. Elvis sei oft aus dem Haus gekommen, habe sich mit den Fans unterhalten, die aus der ganzen Welt kamen, Autogramme gegeben - und sogar Musik mit ihnen gehört. Springauf besaß einen batteriebetriebenen Plattenspieler. Elvis sei eines Tages zu ihr an den Zaun gekommen, habe ihre Schallplatten durchstöbert und eine Scheibe aufgelegt. Aber keine von sich. Bescheiden sei er eben gewesen, meint die Bad Nauheimerin. "Er hatte so eine liebevolle, zurückhaltende Art."

Elvis gab keine Konzerte

Unvergessen ist für Angelika Springauf ein Besuch in der Villa, die Presley gemietet hatte. Leider sei ihr Idol nicht zu Hause gewesen, aber sie habe sehen können, wie bescheiden er lebte: "Es war vollkommen einfach möbliert." Nur das Klavier sei ihr aufgefallen. Auf dem habe Elvis hin und wieder gespielt, was die Fans draußen hören konnten. Konzerte gab Elvis während seiner Zeit in der Wetterau aber nicht.

Ilge findet, dass es zu viele Legenden um Elvis' Aufenthalt gibt. Deshalb bieten er und andere Zeitzeugen kostenlose Führungen zu Originalschauplätzen an, um zu zeigen, wie das damals mit Elvis "wirklich war". Die jungen Fans zum Beispiel seien in den strengen 1950er Jahren durchaus auch angefeindet worden. Dennoch: Die Zeit sei voller unvergesslicher Momente gewesen. Wie der Morgen des 8. Januar 1960. An diesem Tag feierte der "King" seinen 25. Geburtstag, und Ilge war der erste Fan, der ihm gratulierte. Frühmorgens war er extra von Friedberg, wo er damals lebte, nach Bad Nauheim geradelt. Als Elvis aus dem Haus kam, überbrachte Ilge die Glückwünsche - und wurde von Presley im Cadillac zurück nach Friedberg gefahren.

Auch Karl-Heinz Stein, Jahrgang 1935 wie Presley, kam dem "King" sehr nahe, denn er war dessen Friseur. Die Wünsche seines berühmten Kunden: die Haare nicht zu kurz. Die Koteletten mussten bleiben, an den Ohren und im Nacken durfte gemäß der Armeenorm gestutzt werden. Ein Haarschnitt kostete 35 US-Cent. Elvis habe ihm stets einen ganzen Dollar gegeben, sagt Stein. Der Rentner ist von Presley bis heute beeindruckt. "Er hat seine Kameraden immer finanziell unterstützt." Auch habe er für wohltätige Zwecke gespendet. "Elvis war ein sehr großzügiger junger Mann, der viel Geld in Deutschland gelassen hat." Deshalb müsse man ihm eigentlich ein Museum widmen.

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