Missbrauchsskandal an Jesuitenschule weitet sich aus

Berlin. Der Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg weitet sich aus. Ein ehemaliger Pater des Jesuiten-Gymnasiums, der heute in Chile lebt, räumte bereits 1991 seine Taten ein, wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet. Der heute 65-Jährige soll sich im Januar in einem Brief an die Opfer gewandt und Reue gezeigt haben

Berlin. Der Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg weitet sich aus. Ein ehemaliger Pater des Jesuiten-Gymnasiums, der heute in Chile lebt, räumte bereits 1991 seine Taten ein, wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet. Der heute 65-Jährige soll sich im Januar in einem Brief an die Opfer gewandt und Reue gezeigt haben. Die Jesuiten kündigten an, den Skandal aufzuklären. Zwischen 1975 und 1982 sollen an der Elite-Schule mindestens 22 Kinder und Jugendliche missbraucht worden sein. Der Skandal wirft auch ein Schlaglicht auf den Umgang der Kirche mit solchen Fällen. Von dem Missbrauchsskandal ist möglicherweise auch ein Jesuitenkolleg im Schwarzwald betroffen, an dem der Jesuitenpater in den 80er Jahren unterrichtete. "Ich gehe davon aus, dass es durch ihn auch am Kolleg St. Blasien Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben hat", sagte gestern Direktor Pater Johannes Siebner. Er empfinde "Trauer, Zorn und Scham". Das Kolleg werde alles zur Aufklärung tun. Der "Spiegel" zitierte aus dem Schreiben des früheren Sportlehrers an seine Opfer: Es sei "eine traurige Tatsache, dass ich jahrelang Kinder und Jugendliche unter pseudopädagogischen Vorwänden missbraucht und misshandelt habe". Der Geistliche hat demnach 1991 seinen damaligen deutschen Provinzialoberen eingehend über seine verbrecherische Vergangenheit informiert. Danach trat er aus dem Orden aus. Zuvor lehrte er laut dem Magazin unter anderem auch an der Hamburger Sankt-Ansgar-Schule. Falls auch dort Schülern etwas angetan wurde, könnte dies nun ans Licht kommen.Vatikan früh informiertDer Vatikan in Rom war dem ehemaligen Canisius-Sportlehrer zufolge frühzeitig über die Verfehlungen im Bilde. Der Provinzial der Jesuiten in Deutschland, Stefan Dartmann, bestätigte die Angaben. In einer Stellungnahme kündigte er an, die Aufklärung des Falles am Elite-Gymnasium vorantreiben zu wollen. Es gehe darum, welches Wissen es um die Vorfälle damals bei den Verantwortlichen gegeben habe. Auch müsse geklärt werden, welche Konsequenzen dies für die Täter hatte. Die Jesuiten sind der größte katholische Orden. Die Berliner Staatsanwaltschaft prüft, ob die Delikte am Canisius-Kolleg verjährt sind. Der zweite Verdächtige soll laut Medienberichten die Taten bestreiten. Unterdessen berichteten ehemalige Schüler des Canisius-Kollegs über ihr Leid. Die "Berliner Zeitung" zitierte einen Betroffenen, der zwischen 1975 und 1979 von einem der beschuldigten Patres mehrfach im Keller der Schule misshandelt wurde. 1981 hätten er und sieben Mitschüler einen Brief an ihre Schule und das bischöfliche Ordinariat geschrieben. "Es kam nie eine Reaktion", sagte Walter der Zeitung. In der "Berliner Morgenpost" berichtete ein Opfer, dass es bis heute unter den Taten leide. Der 47-Jährige habe Drogenprobleme, auch sei seine Sexualität gestört. dpa

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