Millionen-Betrug aus dem Kinderzimmer

New York. Für die Gangster war die Website eine Art "Ebay der Diebe", wie die "New York Times" schrieb: Lange konnten sie auf carderprofit.net ungestört mit den gestohlenen Daten von hunderttausenden Kreditkarten handeln und sich so die Informationen für das Leerräumen ganzer Konten sichern

 Mit den Daten hunderttausender Kreditkarten handelten Betrüger im Internet. Foto: dpa

Mit den Daten hunderttausender Kreditkarten handelten Betrüger im Internet. Foto: dpa

New York. Für die Gangster war die Website eine Art "Ebay der Diebe", wie die "New York Times" schrieb: Lange konnten sie auf carderprofit.net ungestört mit den gestohlenen Daten von hunderttausenden Kreditkarten handeln und sich so die Informationen für das Leerräumen ganzer Konten sichern. Betreiber der Website war jedoch das FBI, einige der Käufer waren verdeckte Agenten. Jetzt schlug die US-Bundespolizei zu: Mit Durchsuchungen in 13 Ländern ist ihr nach eigenen Angaben der bisher größte Schlag gegen Händler gestohlener Kartendaten gelungen. Auch in Deutschland wurde die Wohnung eines Verdächtigen durchsucht.Die "Carder" holen sich die Kontonummern und Sicherheitscodes vor allem aus dem Internet. Die Daten von geklauten und ausgespähten Karten sind ebenso dabei wie Informationen von Kunden, die arglos im Netz eingekauft hatten. Manche Kriminelle leeren dann ganze Konten, doch geschickte Betrüger kaufen nur damit ein, lassen sich Kameras, Laptops und DVD-Spieler nach Hause schicken und von anderen bezahlen.

"Wenn die Internetkriminalität immer internationaler wird, muss auch unsere Antwort globaler und schlagkräftiger werden", sagte Manhattans Staatsanwalt Preet Bharara. Die länderübergreifende Aktion habe gezeigt, "dass Hacker und Betrüger nicht damit rechnen können, ungeschoren in der Anonymität des Internets untertauchen zu können, auch nicht über Grenzen hinweg". Unter Führung des FBI bauten die Fahnder, darunter Mitarbeiter des Bundeskriminalamts, eine ganze Scheinwelt für die Kreditkartenbetrüger auf. Auf carderprofit.net konnten sie nicht nur mit gestohlenen Daten handeln. Die Ermittler sorgten für Exklusivität, ließen nicht jeden rein und hielten die anderen mit Geschäften bei der Stange.

 Mit den Daten hunderttausender Kreditkarten handelten Betrüger im Internet. Foto: dpa

Mit den Daten hunderttausender Kreditkarten handelten Betrüger im Internet. Foto: dpa

Fast zwei Jahre war die Webseiten-Falle offen und was immer dort geschrieben wurde - das FBI las es mit. Jetzt wurden insgesamt 24 Männer festgenommen. Mit den Daten von 411 000 Kreditkarten hätten sie einen Schaden von 205 Millionen Dollar (164 Millionen Euro) anrichten können, sagt das FBI. Bei dem in Stolberg bei Aachen festgenommenen Deutschen gibt es allerdings laut Staatsanwaltschaft noch keine Anhaltspunkte, dass er maßgeblich an dem Kreditkartenbetrug beteiligt war. Der Mann sitze dennoch in Haft, weil er Geldstrafen aus anderen Verfahren nicht bezahlt habe. Viele der Verdächtigen sind noch keine 20 Jahre alt, der älteste in den USA ist 25 Jahre alt. Sogar zwei Minderjährige wurden überführt. So ergibt sich die bizarre Situation: Viele der Gangster, die laut FBI Firmen und Kunden um Dutzende Millionen Dollar betrügen wollten, wohnten noch bei ihren Eltern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort