Weltraum-Tourismus Milliardäre kämpfen um Weltraum-Touristen

Spaceport America/Van Horn · Wer wagt es als Erster? Im Wettlauf um die beste Startposition im Weltraum-Tourismus ist eine wichtige Vorentscheidung gefallen.

 Das Weltraumflugzeug VSS Unity des Unternehmens Virgin Galactic soll Touristen ins All bringen.  

Das Weltraumflugzeug VSS Unity des Unternehmens Virgin Galactic soll Touristen ins All bringen.  

Foto: dpa/---

Das Video, das Multi-Milliardär Jeff Bezos ziemlich geärgert haben dürfte, spart nicht an Dramatik. Da geht eine schemenhaft erkennbare Person eine Gangway entlang, begleitet von Lichtreflexen und unterlegt von geheimnisvoller Musik. „Astronaut 001 – Richard Branson“, stellt sich der Chef der privaten Raumfahrtfirma Virgin Galactic dann vor und taucht ins Scheinwerferlicht. Branson kündigt damit seinen ersten Trip ins All mit seinem eigenen Raumschiff für den 11. Juli an – ein Coup auf Kosten von Amazon-Gründer Jeff Bezos, der mit einer eigenen Rakete neun Tage später ins All abheben will. Es geht nicht nur um das persönliche Rennen zwischen zwei Superreichen, sondern auch darum, welche Firma sich die aussichtsreichste Position im Geschäft um den Massentourismus im Weltraum erarbeitet.

Dabei war der britische Milliardär Branson mit Virgin Galactic bislang eigentlich nicht der erste Name, der zu diesem Thema einfiel. Doch nach zahlreichen Rückschlägen – dem schwersten 2014, als sein
„SpaceShipTwo“ bei einem Testflug über Kalifornien abstürzte und ein Pilot dabei ums Leben kam – hat sein Raumschiff „VSS Unity“ im Mai nach seinen Angaben einen erfolgreichen bemannten Weltraum-Testflug absolviert. Es war an Bord eines Trägerflugzeugs von dem kommerziellen Weltraumbahnhof Spaceport America im US-Bundesstaat New Mexico gestartet. In knapp 14 Kilometer Höhe setzte das Mutterflugzeug dann „VSS Unity“ ab. Danach beschleunigte das Raumschiff mit eigenem Antrieb und erreichte eine Höhe von 89,2 Kilometern. Wenige Wochen später erhielt Virgin Galactic von der US-Luftverkehrsbehörde FAA die Erlaubnis, Touristen ins All zu bringen. Der Internationale Luftfahrtverband (FAI) und viele andere Experten sehen zwar 100 Kilometer über der Erde als Grenze zum Weltraum an. Es gibt jedoch keine verbindliche internationale Regelung. So haben auch Soldaten der US Air Force die Bezeichnung Astronaut erhalten, obwohl sie nur in eine Höhe von 50 Meilen (80,5 Kilometer) geflogen waren.

Am weitesten schien zuvor allerdings zunächst Jeff Bezos gewesen zu sein. „New Shepard“ hat er seine Rakete genannt – in Anlehnung an Alan Shepard, den ersten US-Amerikaner im All 1961. Sein Kurztrip am 20. Juli ist außerdem auf den Tag genau 52 Jahre nach der ersten Mondlandung angesetzt – und nun eben neun Tage nach Bransons Flug. „Seit meinem fünften Lebensjahr träume ich davon, ins All zu reisen“, sagt der 57-jährige Bezos. Um diesen Traum zu verwirklichen, hat Bezos schon vor rund 20 Jahren Blue Origin gegründet. Im Westen von Texas hat die Firma in den vergangenen Jahren die Rakete „New Shepard“ entwickelt und getestet. Sechs Passagiere finden in ihrer Kapsel Platz. Mitte April hatte Blue Origin „New Shepard“ zuletzt getestet. Dabei erreichten sowohl die Rakete als auch die kurz zuvor davon abgetrennte Kapsel eine Höhe von über 100 Kilometern, bevor sie zur Erde zurückkehrten.

Mit Menschen in der Kapsel ist die „New Shepard“ bislang noch nie geflogen. Das soll sich nun ändern. Und gleich mit Besitzer Bezos an Bord. Auch dessen Bruder Mark und eine 82-jährige Ex-Pilotin sind dabei, ein weiterer Sitz wurde für 28 Millionen Dollar (23,6 Millionen Euro) versteigert. Der ganze Ausflug soll nur elf Minuten dauern und in 100 Kilometer Höhe führen. Zum Vergleich: Die Internationale Raumstation ISS kreist in rund 400 Kilometer über der Erdoberfläche. 2001 hatte der US-Unternehmer Dennis Tito eine Woche auf der Internationalen Raumstation verbracht und dafür rund 20 Millionen Dollar bezahlt, er gilt als erster Weltraum-Tourist. Es folgten rund ein halbes Dutzend weitere ISS-Touristen.

Entwicklung und Durchführung einer Raumfahrt-Mission sind mit großen Sicherheitsrisiken verbunden und extrem teuer, sodass sie bislang nur ausgebildeten Astronauten und topfitten Superreichen vorbehalten schienen. Auch Tesla-Chef Elon Musk hatte 2018 angekündigt, mit einer Rakete seiner Firma SpaceX  Touristen um den Mond zu fliegen. Noch für dieses Jahr ist ein vom US-Milliardär Jared Isaacman bei SpaceX gebuchter Flug in den Weltraum vorgesehen.

(dpa)
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