Milchpanscher zum Tode verurteilt

Peking. Chinas Justiz hat in dem Skandal um verseuchtes Milchpulver, durch das sechs Kinder starben und fast 300 000 erkrankten, harte Urteile gefällt. Ein Gericht in der nördlichen Provinz Hebei verhängte nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua gestern gegen drei Männer die Todesstrafe und sprach mehrere langjährige Haftstrafen aus

Dieses kleine Mädchen wird in einem chinesischen Krankenhaus mit Ultraschall auf Nierensteine untersucht. Sie hatte verseuchte Milch getrunken wie Tausende anderer Kinder auch.Foto: dpa

Peking. Chinas Justiz hat in dem Skandal um verseuchtes Milchpulver, durch das sechs Kinder starben und fast 300 000 erkrankten, harte Urteile gefällt. Ein Gericht in der nördlichen Provinz Hebei verhängte nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua gestern gegen drei Männer die Todesstrafe und sprach mehrere langjährige Haftstrafen aus.

Das Gericht in Shijiazhuang sah es als erwiesen an, dass die drei zum Tode verurteilten Männer im vergangenen Jahr Milchprodukte mit der Industrie-Chemikalie Melamin gestreckt und dann verkauft hatten. Wegen "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit" zum Tode verurteilt wurde auch der Chinese Zhang Yujun, der 600 Tonnen mit Melamin versetztes Milchpulver verkauft hatte. Eines der Todesurteile wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Die prominenteste Angeklagte, die frühere Chefin des chinesischen Milchkonzerns Sanlu, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Der 66-jährigen Tian Wenhua war vorgeworfen worden, den Skandal über mehrere Monate vertuscht zu haben. Medienberichten zufolge gab es schon Ende 2007 erste Beschwerden über das Milchpulver, erste Tests ordnete das Unternehmen demnach aber erst im vergangenen Juni an. Doch obwohl dabei die Verseuchung nachgewiesen wurde, soll das Unternehmen erst im August die Behörden eingeschaltet haben - die ebenfalls nur schleppend reagierten. Insgesamt wurden 21 Händler und Angestellte verurteilt.

Außer Sanlu-Chefin Tian erhielten zwei weitere Angeklagte lebenslange Haftstrafen. 15 weitere müssen zwischen zwei und 15 Jahren hinter Gitter, berichtet das chinesische Staatsfernsehen.

Die betroffenen Familien kritisierten nach den Urteilen, dass keine Politiker zur Verantwortung gezogen wurden. "Die Verurteilten sind Sündenböcke", sagte Liu Donglin, Vater eines erkrankten Babys. Die Behörden müssten ebenfalls bestraft werden.

Anwälte der Opfer äußerten sich befremdet darüber, dass es nur 21 Angeklagte gab in einem Skandal, in den 22 Milchproduzenten verwickelt waren. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking hob dagegen das konsequente Vorgehen der Behörden hervor.

Diese hätten die Bestimmungen verschärft und Maßnahmen zur Stärkung der Lebensmittelsicherheit getroffen. Der Fall Sanlu werde streng "nach dem Gesetz" geregelt, sagte die Sprecherin. Sanlu und die anderen Firmen hatten sich Ende Dezember zu Entschädigungszahlungen in Höhe von umgerechnet rund 120 Millionen Euro verpflichtet. Die Angehörigen kritisieren die Summe als "zu gering". Manche Eltern erkrankter Kinder bekamen demnach überhaupt kein Geld, andere erhielten umgerechnet 231 Euro. Mehr als 200 Familien haben vor dem höchsten Gericht Chinas auf eine höhere Entschädigung geklagt. Der Skandal um verseuchte chinesisch Milchprodukte war im September 2008 aufgeflogen. Lebensmittel, die aus verseuchter Milch hergestellt worden waren, wurden in mehreren Ländern entdeckt, auch in Deutschland. Durch Melamin sollte ein höherer Proteingehalt der Milch vorgetäuscht werden. afp

"Die Verurteilten sind Sündenböcke."

Liu Donglin,

ein betroffener Vater