Meteorologe Klaus-Peter Wittig zum trockenen April „Ein Vorbote des Klimawandels“

Berlin · Trockene Witterungsphasen im Frühling häufen sich, sagt der Experte vom Deutschen Wetterdienst.

 Der fast völlig ausgebliebene Niederschlag im April hat den Wasserstand des Rheins in Köln derart absinken lassen, dass mittlerweile große Teile des Flussbetts ausgetrocknet sind.

Der fast völlig ausgebliebene Niederschlag im April hat den Wasserstand des Rheins in Köln derart absinken lassen, dass mittlerweile große Teile des Flussbetts ausgetrocknet sind.

Foto: dpa/Oliver Berg

Der April macht, was er will, heißt eine Bauernregel. Doch in diesem Jahr herrscht anhaltende Trockenheit und hohe Waldbrandgefahr. Gelten die alten Weisheiten nicht mehr? Darüber sprach unser Berliner Korrespondent mit Klaus-Peter Wittich, Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD):

Herr Wittich, hat die Bauernregel vom launischen Wetter im April ausgedient?

WITTICH Die Zeiten der Bauernregeln sind zu Gunsten zuverlässiger Wettervorhersagen Gott sei Dank vorbei. Häufig verbindet man jedoch den Monat April mit dem ihm zugeschriebenen typischen Aprilwetter, also schwankenden Witterungsperioden mit unregelmäßigen Niederschlägen. Betrachtet man jedoch rückwirkend die vergangenen Jahre, so stößt man immer häufiger auf das Phänomen der Frühjahrstrockenheit, auf eine Häufung trockener Witterungsphasen im Frühling. Möglicherweise ist das bereits ein Vorbote des Klimawandels.

In Brandenburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen gab es schon erste Waldbrände. Ist das nicht außergewöhnlich?

WITTICH Waldbrände sind nicht untypisch für diese Jahreszeit, denn zündfähig sind zunächst die Laub- und Nadelauflagen auf dem Waldboden, welche sich seit den Herbstmonaten angehäuft haben und inzwischen witterungsbedingt ausgetrocknet sind. Hinzu kommt winterlich abgestorbene Bodenvegetation. Sobald sich im Frühjahr frisches Grün am Boden entwickelt hat, sinkt die Waldbrandgefährdung. Diese steigt erst wieder, wenn der grüne Bewuchs im Sommer durch längere Dürreperioden abgestorben und ausgetrocknet ist.

Das heißt, Waldbrände haben wenigstens zweimal im Jahr Saison?

WITTICH Ja. Wir haben es statistisch betrachtet mit zwei Maxima der Waldbrandgefahr zu tun: Das erste liegt in den meist kurzen trockenen Perioden im Frühjahr, das zweite in den längeren trockenen Hitzeperioden im Sommer. Insofern ist die jetzige Waldbrandlage normal. Sie wird begünstigt durch ein Hoch über Nordeuropa mit Zufuhr trockener Festlandluft, verbunden mit hoher Sonneneinstrahlung und teilweise böigem Wind. Zudem sind im April nur wenige Prozent des üblichen Niederschlags gefallen, sodass eine feuerhemmende Durchfeuchtung der Bodenauflage ausblieb.

Die Bauern sehnen sich nach Regen. Können Sie Ihnen Hoffnung machen?

WITTICH Gegenwärtig beginnen Landwirte, die über technische Möglichkeiten verfügen, mit ersten Beregnungseinsätzen. Die derzeitige Wetterlage wird voraussichtlich ab dem kommenden Wochenende zu Ende gehen. Einfließende feuchte Luftmassen können zu Beginn der nächsten Woche zu Niederschlägen führen. Bis dahin gilt dann auch für Waldbesucher: größte Vorsicht mit heißen Zündquellen. Keine Zigarettenkippen ins Unterholz zu werfen, kein Grillen.

 Der Diplom-Meteorologe Klaus-Peter Wittich vom Deutschen Wetterdienst

Der Diplom-Meteorologe Klaus-Peter Wittich vom Deutschen Wetterdienst

Foto: Deutscher Wetter Dienst

Die Sommermonate in den vergangenen zwei Jahren waren für Landwirte eher ein Albtraum. Droht womöglich der dritte Dürresommer in Folge?

WITTICH Da stehen die Chancen 50 zu 50. Niederschläge lassen sich nur für wenige Tage einigermaßen sicher prognostizieren. Für alles weitere gibt es Trends, die mit zunehmender Dauer aber immer unschärfer werden. Das heißt, wie sich in Deutschland die Situation im Sommer darstellen wird, kann man heute mit der von den Landwirten gewünschten Genauigkeit noch nicht sagen.

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