"Maskenmann" steht vor Gericht

Stade. Der "Maskenmann" kam immer nachts. Er schlich sich in Kinderzimmer, Schullandheime, Zeltlager und vergriff sich an den schlaftrunkenen Jungen. Einige von ihnen entführte und tötete er. Zwei Jahrzehnte suchte die Polizei nach dem Täter. Im April bekam das mysteriöse Phantom schließlich ein Gesicht. Der Pädagoge Martin N

 Dieses Phantombild wurde 2001 veröffentlicht. Foto: dpa

Dieses Phantombild wurde 2001 veröffentlicht. Foto: dpa

Stade. Der "Maskenmann" kam immer nachts. Er schlich sich in Kinderzimmer, Schullandheime, Zeltlager und vergriff sich an den schlaftrunkenen Jungen. Einige von ihnen entführte und tötete er. Zwei Jahrzehnte suchte die Polizei nach dem Täter. Im April bekam das mysteriöse Phantom schließlich ein Gesicht. Der Pädagoge Martin N. muss sich von Montag an wegen mehrfachen Mordes und sexuellen Missbrauchs vor dem Landgericht Stade verantworten. Von Anfang der 90er Jahre bis 2001 schlug der Täter immer wieder zu. Drei Morde und rund 40 Missbrauchsfälle hat der 40-Jährige kurz nach seiner Festnahme in Hamburg gestanden. Die Ermittler sind sich sicher: 1992 entführt er den 13-jährigen Stefan aus einem Internat in Scheeßel (Niedersachsen) und bringt ihn um. Sein nächstes Opfer, den achtjährigen Dennis R., holt er 1995 nachts aus einem Zeltlager bei Schleswig, 2001 dringt er in ein Schullandheim nahe Bremerhaven ein und erwürgt den neunjährigen Dennis K.Dass es sich um einen Serientäter handelt, wird den Fahndern erst nach dem dritten Mord klar. Sie gründen eine Sonderkommission. Tausenden Hinweisen geht diese im Laufe der Jahre nach, ohne Erfolg. Denn Martin N. führt ein Doppelleben. Auf Nachbarn und Bekannte wirkt der gebürtige Bremer freundlich, intelligent und zurückhaltend, wie ein netter Kerl halt. Er kommt gut mit Kindern aus, fährt als Betreuer auf Freizeiten, kümmert sich sogar vier Jahre lang um ein Pflegekind.

2007 gerät der Pädagoge erstmals ins Visier der Fahnder, als sie rund 1000 Männer aus Norddeutschland aus der Sexualstraftäterdatei überprüfen. Martin N. war inzwischen aktenkundig, weil er zwei Jungen am Bauch gestreichelt haben soll. Nach einem Verhör lässt die Soko ihn aber wieder laufen. "Er hat uns belogen, aber das konnten wir ihm mit dem Stand von damals nicht nachweisen", sagt Menzel. Bis sich nach einem neuen Fahndungsaufruf im Februar ein früheres Missbrauchsopfer meldet. Der Mann erinnert sich, dass ihn vor Jahren ein Betreuer auf einer Ferienfreizeit ausgefragt hatte, wie sein Zuhause aussehe. Kurz darauf stand nachts ein großer "schwarzer Mann" - der Täter tarnte sich bei seinen scheußlichen Verbrechen mit einer Maske und dunkler Kleidung - neben seinem Bett. Das Opfer weiß sogar noch den Namen des Betreuers: Martin. Der Nachname ist schnell ermittelt. "So zog sich die Schlinge immer weiter zu", sagt Staatsanwalt Kai Thomas Breas. Die Soko findet heraus, dass Martin N. 1995 ein Ferienhaus ganz in der Nähe des Ortes gemietet hatte, wo ein Jogger später die Leiche von Dennis R. entdeckte. Auf dem Computer des Verdächtigen gibt es außerdem ein Foto von einem Jungen, den der "Maskenmann" in einem Schullandheim nackt posieren ließ.

Hintergrund

 Dieses Phantombild wurde 2001 veröffentlicht. Foto: dpa

Dieses Phantombild wurde 2001 veröffentlicht. Foto: dpa

Kurz vor dem Prozess sind Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden bekannt geworden. Polizei und Staatsanwaltschaft hätten Akten vernichtet, obwohl die entsprechenden Taten zu dem Zeitpunkt noch nicht verjährt gewesen seien, meldet der NDR. Zudem habe die Bremer Polizei eine öffentliche Warnung nach sieben Fällen von Missbrauch im Stadtteil Lehe abgelehnt. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort