"Man muss keinen perfekten Abend feiern"

Was empfehlen Sie gegen Stress an Weihnachten? Hagenkord: Man muss Dinge sein lassen. Zu Stress gehören derjenige, der ihn macht und der, der ihn akzeptiert. Man muss aber keinen perfekten Abend feiern und in diesen Tagen nicht allen gefallen wollen. Man kann sagen: "Wir machen in den Weihnachtstagen eben nur einen Besuch bei Oma nicht bei 324 Verwandten." Weniger tun

Was empfehlen Sie gegen Stress an Weihnachten?

Hagenkord: Man muss Dinge sein lassen. Zu Stress gehören derjenige, der ihn macht und der, der ihn akzeptiert. Man muss aber keinen perfekten Abend feiern und in diesen Tagen nicht allen gefallen wollen. Man kann sagen: "Wir machen in den Weihnachtstagen eben nur einen Besuch bei Oma nicht bei 324 Verwandten." Weniger tun. Allen Leuten geht es darum, Ruhe zu finden. Tatsächlich sind alle platt.

Wie kann man denn besinnlich werden?

Hagenkord: Dazu braucht man Zeit. Und das Fehlen von Druck. Das Problem ist ja, dass wir uns Druck machen oder den Druck akzeptieren, der uns gemacht wird. Die Zeit muss ich mir frei räumen und mit Schild und Schwert verteidigen. Das muss man wollen: "Ich will diese Zeit haben, denn für mich ist die Weihnachtszeit zu kostbar." Dann darf es kein "eigentlich" und kein "ich müsste aber" und "ich sollte" geben.

Sind Sie denn ganz gegen Geschenke?

Nein, aber man muss sehen, dass das Einkaufen nicht Überhand gewinnt. Geschenke sollen ja was ausdrücken: Ich mag dich, deshalb schenk ich dir was. Das was dahintersteht, ist doch viel wichtiger, als das eigentliche Geschenk. Für uns sind Geschenke selbstverständlich geworden, wir können sie fast einklagen. So sollte es aber nicht sein.

Was raten Sie denen, die noch Geschenke besorgen müssen?

Hagenkord: Ich verschenke Sachen, die ich selber auch gerne hätte oder etwas, das mich und die Person verbindet. Oder ich denke an die Person, der ich etwas schenken möchte und überlege: Was würde den oder die wirklich freuen? Was braucht sie wirklich? Vielleicht eher sogar Zeit oder Anteilnahme?

Wer bringt denn bei Ihnen die Geschenke? Weihnachtsmann oder Christkind?

Hagenkord: Ich finde, man kann auch sagen: Ich schenke. Oder die Eltern schenken. Das ist schon in Ordnung. Aber natürlich liegt mir das Christkind näher. Der Weihnachtsmann ist ja eine reine Konsumerfindung, das ist die Umpolung des Nikolauses zum Geschenkebringer. Der ist völlig harmlos, wie "Väterchen Frost" in Russland. Der hat keine Geschichte, man weiß nicht, woher er kommen soll und warum es ihn gibt. Aber trotzdem steht er überall rum. Ich finde ihn harmlos und langweilig.

Aber ist das Christkind nicht auch harmlos?

Hagenkord: Das Christkind ist überhaupt nicht harmlos, das ist Gott, der als einfacher, armer, verletzlicher Mensch zu den Menschen kommt! Meinetwegen geht es um Freude und Beschenktwerden, aber es geht doch auch um Armut und Ausgestoßensein.

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