London bannt den Gartenschlauch

London. Wer ein verantwortungsbewusster Bürger ist, der fährt mit einem dreckigen Auto herum. Das jedenfalls wird den Londonern derzeit per Plakat eingetrichtert. Wasser muss gespart werden, und dabei ist jede Methode recht

London. Wer ein verantwortungsbewusster Bürger ist, der fährt mit einem dreckigen Auto herum. Das jedenfalls wird den Londonern derzeit per Plakat eingetrichtert. Wasser muss gespart werden, und dabei ist jede Methode recht. Das sogenannte Gartenschlauch-Verbot heißt Verzicht: auf Autowaschen, auf den englischen Rasen, und nun auch noch auf Wasserspiele berühmter Londoner Brunnen - wie auf dem Trafalgar Square zum Beispiel. Wer seinen Nachbarn mit dem Gartenschlauch beobachtet, der soll diesen sogar verpetzen. Strafen von bis zu 1000 Pfund (rund 1200 Euro) drohen.Um das Klischee vom englischen Dauerregen ist es schlecht bestellt: Im Süden und Osten Englands ist es stellenweise so trocken wie seit Jahrzehnten nicht. Der Grundwasserspiegel ist unten, Flüsse und Seen haben extrem niedrige Pegelstände oder sind sogar komplett ausgetrocknet. Ein trockener Winter und ein milder Frühling haben die Reserven teilweise versiegen lassen.

Nach wochenlangen Drohungen wurde es vergangene Woche ernst. Das gefürchtete und heiß diskutierte Gartenschlauch-Verbot (hosepipe-ban) trat in Kraft. Auch Sprinkleranlagen oder Autowaschen mit dem Schlauch sind jetzt in manchen Gegenden verboten. Das gilt bislang für ein Gebiet, in dem etwa 20 Millionen Briten wohnen. Der Wasserverbrauch soll um bis zu zehn Prozent gesenkt werden. Bleibt das Wetter gut, müssen auch andere Regionen um ihre Gärten fürchten.

Natürlich hat das Ganze eine ernste Seite. So gibt es zum einen Verwirrung darüber, was erlaubt ist und was nicht. Dürfen Tiere gebadet und Wassertränken mit dem Schlauch gefüllt werden, fragt etwa eine Gänse-Halterin auf einer eigens vom Sender BBC eingerichteten Internetseite. Ein Golfclub beklagt, dass ihm die Mitglieder davonlaufen. Eine schwangere Frau muss ihrem Garten beim Vertrocknen zuschauen, weil sie keine schweren Gießkannen und Eimer tragen kann.

Der eigentliche Grund für die Knappheit sei ohnehin die Tatsache, dass jährlich wahre Massen von Wasser aus dem maroden Leitungssystem etwa in London versickern, meinen Kritiker. So verliert der Anbieter Thames Water bis zu 26 Prozent des Trinkwassers durch Lecks in Leitungen, wie eine Untersuchung der staatlichen Aufsichtsbehörde Ofwat ergeben hat. dpa

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