Licht am Ende des Tunnels

Santiago de Chile. Unter großem Beifall der Angehörigen der verschütteten Bergleute sind am Samstag sechs Lastwagen bei der chilenischen Unglücksmine San José eingetroffen. Sie brachten die Wohn- und Lazarettcontainer in das Lager Esperanza (Hoffnung), in denen die 33 Bergleute nach ihrer Rettung aus 700 Meter Tiefe eine medizinische Erstversorgung erhalten sollen

Santiago de Chile. Unter großem Beifall der Angehörigen der verschütteten Bergleute sind am Samstag sechs Lastwagen bei der chilenischen Unglücksmine San José eingetroffen. Sie brachten die Wohn- und Lazarettcontainer in das Lager Esperanza (Hoffnung), in denen die 33 Bergleute nach ihrer Rettung aus 700 Meter Tiefe eine medizinische Erstversorgung erhalten sollen. Die letzten Vorbereitungen für das Ende des längsten Grubendramas der jüngeren Geschichte laufen, denn die Kumpel sollen voraussichtlich schon in der zweiten Oktoberhälfte an die Oberfläche geholt werden. Für die Bergarbeiter heißt das: Nach zwei Monaten im feucht-heißen Stollen endlich Licht am Ende des Tunnels.

"Wir haben einen Zeitplan, der eine Rettung in diesen 15 Tagen möglich erscheinen lässt", sagte Bergbauminister Laurence Golborne. "Abhängig von den weiteren Ereignissen kann es auch einige Tage früher oder später werden." Die Verschütteten hätten die Nachricht mit großer Freude aufgenommen, sagte der Minister. Sehr viel Zeit zum Feiern haben sie aber vermutlich nicht. Sie müssen weiterhin täglich etwa acht Tonnen Geröll beseitigen, das aus dem Bohrloch nach unten fällt. Die Arbeit ist körperlich so anstrengend, dass das Rettungsteam jetzt kalorienhaltigere Lebensmittel durch die engen Versorgungsröhren schickt.

Nach der langen Abgeschiedenheit in der Tiefe müssen sich die Arbeiter auch auf einen großen Medienrummel vorbereiten, der sie nach der Rettung erwartet. Das üben sie jeweils zu zweit in Rollenspielen, in denen einer den Journalisten mimt und der andere antworten muss. Bis zu 2000 Journalisten werden bei der Mine mitten in der trockensten Wüste der Welt erwartet, wenn die Kumpel einer nach dem anderen in einer Rettungskapsel durch eine Röhre an die Oberfläche geholt werden. Satellitenantennen zur Übertragung der Nachrichten in alle Welt schießen wie Pilze aus dem Boden, eine Plattform für die Kameras und Fotografen ist auch schon aufgebaut. Das chilenische Fernsehen wird die Bilder von der Rettung übertragen.

Am Anfang des Grubendramas hatte es noch geheißen, die Bergleute müssten sich bis zu vier Monate gedulden und würden wohl erst zu Weihnachten wieder bei ihren Familien sein. Die Bohrarbeiten aber kamen so gut voran, dass die Regierung den Termin einer möglichen Rettung der Kumpel immer weiter vorverlegte.

Am weitesten fortgeschritten sind die Arbeiten mit Hilfe eines Bohrers vom Typ Schramm T-130. Er war am Wochenende bei einer Tiefe von 428 Meter angelangt, sagte Golborne. Damit fehlten nur noch gut 200 Meter bis zu einem Werkstattraum in 630 Meter Tiefe, zu dem die Bergarbeiter Zugang haben.

Unterdessen wurde den Eigentümern des Minenunternehmens San Esteban, das die Unglücksmine in der Atacama-Wüste betrieb, bis auf weiteres die Ausreise aus Chile verboten. Das ordnete ein Richter im Zusammenhang mit einem Strafverfahren gegen die Eigentümer an. Angehörige der Verschütteten haben zudem eine Schadenersatzklage in Millionenhöhe gegen die Mine erhoben und wollen auch den Staat verklagen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Moderator Jörg Pilawa (45, Foto: dpa) hat sich während einer knapp achtmonatigen Weltreise als Mathelehrer seiner Kinder betätigt. Seine Frau habe die anderen Fächer übernommen. Die Kinder sind neun und sechs Jahre alt. Ihre Eltern hatten sie von der Schu
Moderator Jörg Pilawa (45, Foto: dpa) hat sich während einer knapp achtmonatigen Weltreise als Mathelehrer seiner Kinder betätigt. Seine Frau habe die anderen Fächer übernommen. Die Kinder sind neun und sechs Jahre alt. Ihre Eltern hatten sie von der Schu