Letztes Schaulaufen eines Sternchens

London. Ihr Schicksal bewegt eine ganze Nation. Die britischen Zeitungsleser und Fernsehzuschauer verfolgen mit Faszination und Anteilnahme, wie Big Brother-Star Jade Goody ihre schwere Erkrankung vermarktet. 2002 als Teilnehmerin bei "Big Brother" bekannt geworden, erfuhr die 27-Jährige im August 2007 in der indischen Ausgabe der umstrittenen TV-Show von der Krebsdiagnose

London. Ihr Schicksal bewegt eine ganze Nation. Die britischen Zeitungsleser und Fernsehzuschauer verfolgen mit Faszination und Anteilnahme, wie Big Brother-Star Jade Goody ihre schwere Erkrankung vermarktet. 2002 als Teilnehmerin bei "Big Brother" bekannt geworden, erfuhr die 27-Jährige im August 2007 in der indischen Ausgabe der umstrittenen TV-Show von der Krebsdiagnose. Mittlerweile haben sich die Metastasen in ihrem Körper ausgebreitet. Die Therapie ließ Goodys Haare ausfallen, hat aber nicht gewirkt. Die Ärzte erklärten den Krebs für unheilbar und geben der Mutter von zwei Kindern nur noch wenige Wochen. Für Goody ist der niederschmetternde Befund kein Grund, Kameras zu meiden - im Gegenteil: "Ich habe vor den Fernsehkameras gelebt. Und nun werde ich eben vor ihnen sterben", kündigte die ehemalige Zahnarzthelferin an. In ihrer Heimat ist Goody zu einem Medienphänomen geworden. Nur Tage, nachdem sie erfuhr, dass es vermutlich keine Heilung geben wird, erfüllte sie sich einen Herzenswunsch und feierte eine Märchenhochzeit. Ihr langjähriger Freund Jack Tweedy hatte ihr den Antrag am Krankenbett gemacht. Für die exklusiven Film- und Fotorechte an dem rauschenden Fest soll die Sterbenskranke umgerechnet mehr als eine Million Euro von einer Hochglanzzeitschrift kassiert haben. "Ich weiß, dass manche nicht mögen, was ich tue", sagte Goody dem Boulevardblatt "News of the World". "Aber das ist mir jetzt egal. Jetzt geht es darum, was ich will." Mit dem Geld, das Goody durch ihre Medienauftritte verdient, will sie nach eigenen Worten die Zukunft ihrer beiden vier und fünf Jahre alten Söhne absichern. "Ich werde ihnen eine Kiste packen, in die viele Dinge kommen, die sie an das erinnern sollen, was wir zusammen erlebt haben. Wenn sie älter sind, wird ihnen das vielleicht helfen, an mich zu denken", sagt sie. Bei ihrem Feldzug durch die Medien bekommt Goody prominente Unterstützung. Sogar der britische Premierminister stellte sich hinter sie. "Es ist sehr traurig und tragisch, dass so ein junger Mensch diesen tödlichen Krebs hat", sagte Gordon Brown. "Jeder hat seinen eigenen Weg, damit umzugehen, und wir müssen ihre Entschlossenheit begrüßen, ihrer Familie zu helfen." Justizminister Jack Straw sorgte dafür, dass Goody ihre Hochzeitsnacht mit Tweed verbringen durfte. Das verstieß offiziell gegen die Auflagen, unter denen der 21-Jährige vergangenen Monat aus der Haft entlassen worden war. Er hatte einen 16-Jährigen mit einem Golfschläger angegriffen. Während die Zeitung täglich über neue Details aus Goddys Leben berichteten, verglich der "Guardian" die Faszination der Briten mit dem Ansturm auf Monströsitäten-Kabinette früherer Jahrhunderte. Im Wohncontainer der "Big-Brother"-Show war Goody 2002 vor allem durch ihr loses Mundwerk und ihren Mangel an Allgemeinbildung aufgefallen. Rio de Janeiro hielt sie für eine Person, die englische Stadt Cambridge für einen Teil von London. Später geriet sie wegen abfälliger Äußerungen über die indische Schauspielerin Shilpa Shetty in die Kritik. Rassismus-Vorwürfe wollte Goody entkräften, indem sie an der indischen Ausgabe der Show teilnahm - und dort von ihrer Krankheit erfuhr. Shetty ist nach eigenen Worten "traurig" über die Diagnose. Ihre Landsleute rief sie dazu auf, für Goody zu beten. afp

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