Letzte Hoffnung Letizia und Felipe

Madrid · Spaniens Monarchie geht es unter König Juan Carlos schlecht. Das Volk wünscht sich Kronprinz Felipe und Letizia an die Macht. Dabei kämpft gerade die Prinzessin mit ihrer Rolle.

"Das erträgt man nur aus Liebe", soll Prinzessin Letizia im privaten Kreis gebeichtet haben. Der große öffentliche Druck, die ständige Beobachtung. Was sie sagt, wie sie sich kleidet, jede Bewegung wird gnadenlos analysiert. Seit die frühere Fernsehjournalistin Letizia Ortiz vor zehn Jahren, am 22. Mai 2004, dem spanischen Thronfolger Felipe das Ja-Wort gab, hat sich ihr Leben radikal gewandelt.

Nach einem Jahrzehnt im Palast hat sich Letizia zumindest an das strenge Protokoll gewöhnt. Sie musste unter den Fittichen von Königin Sofia eine harte Benimmlehre durchmachen. Und bemüht sich nun krampfhaft, die perfekte Prinzessin zu sein. Was sich darin widerspiegelt, dass Letizia kühl und unnatürlich auf die Menschen wirkt. "Dabei muss sie eigentlich nur lächeln und sich entspannen", meinte im Radio ein Königshausbeobachter.

Dabei ist die in erster Ehe geschiedene Letizia, die bis zu ihrem 30. Lebensjahr ein ganz normales Leben führte, jenes Mitglied des Königshauses, das die raue Wirklichkeit am besten kennt. Aus ihrer Vergangenheit als Journalistin - und aus ihrem Kontakt mit alten Freundinnen, zu denen sie manchmal flüchtet, wenn sie die Nase vom goldenen Käfig voll hat. Letizia gilt wegen ihrer Bodenständigkeit als wichtigste Beraterin des Thronfolgers.

Sie korrigiert angeblich sogar Felipes Redemanuskripte und soll überhaupt die Hosen in der Ehe anhaben. Letizia (41) wird im Palast vor den Toren Madrids, den sie mit Felipe (46) und ihren beiden Töchtern Leonor (8) und Sofia (7) bewohnt, hinter vorgehaltener Hand "die Chefin" genannt. Zudem gilt sie als aufbrausend. Felipe habe sich so manches Mal auf die Zunge beißen müssen, heißt es. Schon bei der gemeinsamen Hochzeitsankündigung vor über zehn Jahren fuhr Letizia ihrem Künftigen mit dem legendären Satz über den Mund: "Lass mich mal ausreden."

Auch von heftigen Streitereien ist die Rede. Dabei wäre eine Ehekrise freilich eine Katastrophe: Denn die größte Herausforderung der beiden lautet, die in Ungnade gefallene Monarchie zu retten. "Spanien ist eine große Nation, für die es sich zu kämpfen lohnt", sagt Felipe. Und: "Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen." Ein Serie von Skandalen wie die Elefantenjagd von König Juan Carlos oder die Betrugsvorwürfe gegen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin haben das Ansehen des Königshauses abstürzen lassen.

Felipe stieg Umfragen zufolge derweil zum beliebtesten Mitglied der Royals auf. Er vertritt als "Vize-König" immer öfter seinen kränkelnden Vater Juan Carlos. Letizia engagiert sich für junge Menschen, denen es im Königreich der Massenarbeitslosigkeit besonders schlecht geht. Die Frage ist nur, wie lange Felipe und Letizia noch auf den Thron warten müssen. Das spanische Volk würde seinen alten König sofort in Rente schicken. Doch Juan Carlos will weitermachen. - bis zum 40-jährigen Thronjubiläum am 22. November 2015 oder sogar bis zum Tod.

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