Leihmutter will für Gammy kämpfen

Chon Buri · Das australische Paar, das eine Thailänderin als Leihmutter angeworben hat, bestreitet von dem behinderten Gammy gewusst zu haben. Die Leihmutter widerspricht vehement. Die Eltern hätten das Kind gesehen.

Die thailändische Leihmutter eines behinderten Babys hat sich erneut klar zu dem Jungen bekannt. "Trotz dieser bedrückenden Situation ist es ein Segen, dass wir zusammen sind", sagte Pattaramon Chanbua (21) gestern. "Ich habe nie über eine Abtreibung nachgedacht, ich habe nie darüber nachgedacht, ihn im Stich zu lassen", sagte Pattaramon in einer Klinik in der Provinz Chonburi südöstlich von Bangkok. Dort wird der sieben Monate alte Junge mit Down-Syndrom derzeit wegen einer Lungenentzündung und Herzproblemen behandelt. "Ich liebe ihn wie mein eigenes Baby, er ist mein Baby, ich liebe ihn sehr." Gammy gehe es zunehmend besser. Die bislang rund 150 000 Euro an Spenden für das Baby sollen für dessen Behandlung und spätere Ausbildung verwendet werden.

Der Fall der Thailänderin hatte weltweit für Aufsehen gesorgt, nachdem ein australisches Paar die 21-Jährige für umgerechnet 11 100 Euro als Leihmutter angeworben hatte, jedoch laut Medienberichten nur die gesunde Zwillingsschwester bei sich aufnahm. Pattaramon hatte die Zwillinge im Dezember in einem Krankenhaus zur Welt gebracht. Ihren Angaben zufolge sah das australische Paar die beiden Neugeborenen dort Seite an Seite in einem Bett liegen. Der Vater, der über 50 Jahre alt sei, habe dem Mädchen ein Fläschchen gegeben, den Jungen aber keines Blickes gewürdigt. Laut dem australischen Fernsehsender ABC will das Paar dagegen gar nichts von Gammy gewusst haben. Die Situation in dem thailändischen Krankenhaus sei "sehr verwirrend" gewesen und es habe Verständigungsprobleme gegeben, sagten die Australier laut der ABC-Webseite in einem Gespräch mit dem Sender.

Pattaramon war nach eigenen Angaben von der Vermittlungsagentur auf Wunsch der australischen Eltern aufgefordert worden, das Baby abzutreiben, als die Down-Syndrom-Erkrankung bekannt wurde. Die Thailänderin lehnte dies ab. "Der Vermittler sagte, das Paar würde eine Abtreibung bezahlen, aber wir sind in einem buddhistischen Land, das verstehen sie nicht", sagte sie. "Wenn ich abgetrieben hätte, wäre ich festgenommen worden, weil das einem Mord gleichkommt." Abtreibungen sind in Thailand bis auf wenige Ausnahmen wie Vergewaltigungen verboten.

Der Fall Gammy löste weltweit Empörung und eine Welle des Mitgefühls aus. Auf der Internetseite "Hope for Gammy" gingen neben Spenden auch zahlreiche Solidaritätsbekundungen von Menschen ein, die empört auf das Verhalten des australischen Paars reagierten. Australiens Einwanderungsminister Scott Morrison würdigte Pattaramon als "Heilige" und "absolute Heldin". Sie und ihr Sohn hätten eine "schreckliche, einfach nur fürchterliche und herzzerreißende" Behandlung erfahren, sagte er.

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