Lästermäuler leben länger

Berlin · Haben Sie es schon gewusst? Angelina Jolie und Brad Pitt lassen sich scheiden – über nichts wurde wohl in den letzten Tagen mehr geredet. Und auch, wenn man sie nicht kennt und nie kennen wird – egal. Klatsch ist gesund, sagen Wissenschaftler.

 Jolie und Pitt sind das Tratschthema dieser Tage.Foto: dpa

Jolie und Pitt sind das Tratschthema dieser Tage.Foto: dpa

Foto: dpa

Na, in den letzten Tagen ordentlich über die Scheidung von Angelina Jolie und Brad Pitt hergezogen? Gut so, den Hausarzt wird es freuen. Denn Klatsch ist gesund - sagt ein Wissenschaftler. Mehr noch: Tratschen unterscheidet den Menschen vom Tier.

Als Experte auf diesem Gebiet gilt der britische Evolutionspsychologe Robin Dunbar von der Universität Oxford . Seine Theorie: Der Klatsch stammt von der Fellpflege der Affen ab. Fellpflege dient dem Zusammenhalt der Gruppe, ist jedoch äußerst zeitintensiv. Daher die Entstehung der menschlichen Sprache. Plaudern ist effektiver als Kraulen, weil man mit Worten gleich mehrere Sozialpartner auf einmal erreichen kann. Zum Beispiel, wenn man mit Kollegen auf dem Flur zusammensteht. Nichts wird dabei so begierig aufgesogen wie der neue Tratsch über Bekannte.

Wer gut lästern kann, findet viele Zuhörer. Wer viele Sozialkontakte hat, hat eine höhere Lebenserwartung. Tratschen stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Je kleiner und geschlossener die Gruppe, desto mehr wird getratscht. Der Tratsch hat auch die Funktion eines Frühwarnsystems: Wenn man viel Schlechtes über jemanden hört, nimmt man sich vor ihm in Acht. Übrigens haben gleich mehrere Studien ergeben, dass Männer genauso viel tratschen wie Frauen.

Damit ist allerdings noch nicht erklärt, warum sich viele Menschen so sehr für Klatsch über Leute interessieren, die sie noch nie getroffen haben und wohl auch niemals treffen werden, wie zum Beispiel Jolie und Pitt. Dafür gibt es folgende Erklärung: Stars sind für viele Menschen Rollenvorbilder. Brad und Ange - wie die Fans sie nennen - waren womöglich gar das einflussreichste Promi-Paar des Planeten. Sie waren ziemlich lang zusammen. "In dem Moment, wo das zusammenbricht, ist das für Menschen, die sich dafür interessieren, eine Erschütterung ihrer bisherigen Wertvorstellungen", analysiert Angela Keppler, Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Universität Mannheim .

Im Extremfall können sich mit solchen Erschütterungen soziale Normen verändern, meint US-Psychologe Charles Walker. Ewige Liebe? Gibt's vielleicht doch nicht. Andere Studien deuten darauf hin, dass gerade mit Beziehungsdesastern wie gescheiterten Promi-Ehen moralische Lektionen transportiert werden. Zum Beispiel, unabhängig von Jolie und Pitt: Fremdgehen rächt sich, sollte man lassen. Das wäre dann ein ähnliches Prinzip wie beim Märchen.

Davon abgesehen hat es noch zwei praktische Vorteile, ausgerechnet über Promis herzuziehen. Erstens kennt sie jeder, man kann also am Frühstückstisch genauso über sie ablästern wie in der Kantine. Zweitens werden die Betroffenen nie davon erfahren.

Zum Thema:

Hintergrund Nach dem Scheidungsantrag von Jolie muss Pitt nicht nur um das Sorgerecht, sondern auch um seinen Ruf kämpfen. US-Medien berichteten, Auslöser des Scheidungsantrags sei ein Ausraster Pitts gewesen, bei dem er verbal und körperlich auf seine Kinder losgegangen sei. Die Polizei ermittle wegen Kindesmisshandlung gegen den 52-Jährigen. Die Polizei in Los Angeles bestätigte dies allerdings nicht. Nach Berichten der Websites "TMZ" und "People" informierte ein Zeuge das Jugendamt über den Vorfall, bei dem Pitt während einer Reise im angetrunkenen Zustand gewütet haben soll. Unterdessen wies die französische Schauspielerin Marion Cotillard Gerüchte über eine Affäre mit Pitt zurück. Im Online-Netzwerk Instagram bestätigte Cotillard zwar, dass sie ein Kind bekommt - allerdings nicht von Pitt, sondern vom "Mann ihres Lebens". afp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort