Kritische 32 Grad

Berlin. Durchgeschwitzte Fahrgäste, gestresste Schaffner und die brennende Frage nach den Ursachen: Die ungelösten Probleme mit der Kühltechnik etlicher Fernzüge setzen die Bahn unter Druck. Heizt sich der Fahrtwind über 32 Grad auf, ist auf die Klimaanlagen älterer ICE-Züge offensichtlich kein Verlass

Berlin. Durchgeschwitzte Fahrgäste, gestresste Schaffner und die brennende Frage nach den Ursachen: Die ungelösten Probleme mit der Kühltechnik etlicher Fernzüge setzen die Bahn unter Druck. Heizt sich der Fahrtwind über 32 Grad auf, ist auf die Klimaanlagen älterer ICE-Züge offensichtlich kein Verlass. Die Anfälligkeit der weißglänzenden Vorzeigezüge sorgt inzwischen nicht nur bei genervten Passagieren für Kopfschütteln. Es scheine, als sei das Wetter "der größte Feind" der Bahn, konstatierte Michael Gehrmann, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). "Im Sommer verstopften die Filter der Klimaanlagen, im Herbst führt Laub zu Fahrzeitverlängerungen, im Winter frieren Weichen ein." Probleme machen besonders die 44 ICE-Hochgeschwindigkeitszüge der zweiten Generation, die seit 14 Jahren im Einsatz sind. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Experten der Hersteller versuchte die Bahn schon, den Störungen auf den Grund zu gehen. Der Befund: Es liege "weder ein Wartungsmangel noch ein systematischer technischer Fehler" vor, wie Bahn-Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg gestern sagte. Warum die Technik seit dem Wochenende trotzdem in mehr als 40 Fernzügen kapitulierte und Waggons zu brütend heißen Backröhren wurden, können die Fachleute noch nicht sagen. Für tropische Temperaturen bis zu 38 Grad wie im deutschen Hochsommer 2010 ist die Kühlungstechnik im Grunde nicht gerüstet. Als die ICE 2 bestellt wurden, seien die Klimaanlagen nach der damals gültigen Norm des Welteisenbahnverbands UIC ausgelegt worden, hieß es bei der Bahn. Das bedeutet: volle Kühlleistung bei Außentemperaturen bis maximal 32 Grad. Bei den später in die Flotte gekommenen ICE-3-Zügen liegt dieser Schwellenwert bei 35 Grad. Ist es heißer, soll sich die Anlage aber normalerweise nicht abschalten, sie kühlt die Wagen jedoch zum Beispiel nur noch auf 27 statt 24 Grad. dpa Meinung

Fett und unsensibel

Von SZ-Korrespondent Werner Kolhoff Man hat bei der Bahn von oben bis unten den Eindruck, dass dort zwar mit viel Routine aber wenig Liebe zum Detail, zum Kunden und zum eigenen Unternehmen gearbeitet wird. Da aber die Mitarbeiter wahrscheinlich nicht schlechter sind als zum Beispiel bei der privaten Konkurrenz, wird es wohl nicht an ihnen liegen. Sondern an den Strukturen. Die Bahn ist zu groß, zu fett und zu unsensibel. Um das festzustellen, braucht man übrigens keinen Untersuchungsausschuss. Es reicht eine Testfahrt am Wochenende in die Urlaubsgebiete. Dieser Sommer kam wieder total überraschend, so scheint es.

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