Krähen-Alarm mitten in Berlin

Berlin. Der Angriff kam aus der Luft: Wie in Alfred Hitchcocks Film "Die Vögel" stürzte sich in den vergangenen Tagen eine Krähe unweit des Alexanderplatzes auf einen Passanten

 Warnung vor Krähen am Alexanderplatz in Berlin. Foto: dpa

Warnung vor Krähen am Alexanderplatz in Berlin. Foto: dpa

Berlin. Der Angriff kam aus der Luft: Wie in Alfred Hitchcocks Film "Die Vögel" stürzte sich in den vergangenen Tagen eine Krähe unweit des Alexanderplatzes auf einen Passanten. Doch sie war keineswegs von einem mysteriösen Hass auf Menschen getrieben, wie in dem Film-Klassiker, sondern die Krähe wollte ihre Jungen verteidigen, die sie durch die Bewegung auf der Straße gefährdet sah. Kein Einzelfall - im Zentrum von Berlin wurden zwei Plätze abgesperrt, um Fußgänger vor ähnlichen Attacken zu bewahren. "Es ist Brutzeit und bis der Nachwuchs flügge ist, reagieren die Krähen sensibel", sagt Regine Grafe, Leiterin des Umweltamts. Der Angriff auf den Fußgänger sei ein Verhalten, wie es die Vögel zum Schutz der Jungtiere instinktiv zeigten.

Für weniger natürlich hält Grafe die Menge an Krähen, die inzwischen in Berlin lebt: "Rund 5000 bis 6000 Tiere sind es", sagt sie, "eine Überpopulation, angezogen vom reichlichen Angebot an Nahrung." Kein Berliner Phänomen, sondern eines von Städten in ganz Deutschland. In Berlin ist derzeit von rund 2500 Nestern auszugehen. Ihre Brutstätten bauen die Vögel bevorzugt dort, wo Nahrung ist, also an beliebten Plätzen mit Durchlauf von Touristen, Studenten oder Geschäftsleuten. So ist neben dem Fußweg am Alexanderplatz auch der Platz vorm Deutschen Theater gesperrt, wo sich viele Restaurants mit Gartenausschank befinden. Den Krähen gefällt es in der Stadt, denn nirgends sonst kommen sie so leicht an Nahrung: weggeworfene Kaffeebecher, Bratwurstpappen oder Eisreste. Daher sollte man Essensreste den Vögeln nicht nachlässig zum Fraß vorwerfen. Der Entzug von Nahrungsquellen könnte der Vermehrung der Tiere Einhalt gebieten. Andere Methoden wie das Aussenden von Falken oder sogar Abschießen der Vögel stoßen bei Umweltschützern und Behörden auf wenig Gegenliebe. Ähnlich wie die Krähen profitieren auch Ratten vom Ballungsraum Großstadt. "Eine Faustregel besagt, dass rund zweieinhalb Mal so viel Ratten wie Menschen in der Stadt leben", berichtete Grafe. Das wären in Berlin rund 8,5 Millionen Ratten. Sie freuen sich über Essensreste, die in die Kanalisation geraten, oder Fett, das aus Pfannen in den Ausguss gespült wird.

Die Krähen wurden von vielen Berlinern sogar gefüttert, weil sie Mitleid mit ihnen hatten. Noch bis Mitte Juni herrscht Krähenalarm in der Hauptstadt. Danach dürften die Jungvögel die Nester verlassen. Dass damit die Gefahr nicht völlig gebannt ist, zeigt ein Vorfall in Bremen. Zwei Krähen stürzten sich vor einigen Tagen auf Fußgänger, die einer kranken Krähe helfen wollten. Drei Polizisten mit Schutzschildern waren nötig, um die Krähe zu bergen. afp

 Warnung vor Krähen am Alexanderplatz in Berlin. Foto: dpa

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