Amsterdam. Der Anfang war chaotisch. Sirenengeheul störte das Glockengeläut. Während Prinzessin Beatrix von Oranje-Nassau und Lippe-Biesterfeld am 30. April 1980 als Königin der Niederlande inthronisiert wurde, prügelten sich draußen Polizisten mit Hausbesetzern. Seit sie vor 30 Jahren den Thron bestieg, hat die Tochter von Königin Juliana und des deutschen Prinzen Bernhard so manche Krise gemeistert. Allein der Schock nach dem blutigen Attentatsversuch am Königinnentag 2009 brachte sie sichtbar den Tränen nahe. Pflichtbewusstsein und Mitgefühl waren von Anfang an Markenzeichen der Regentschaft von Beatrix. Als erste Amtshandlung ging sie in das Krankenhaus, in dem Polizisten behandelt wurden, die bei den Amsterdamer Straßenschlachten mit Hausbesetzern verletzt worden waren.Anders als ihre Mutter Juliana, die auf die hoheitsvolle Anrede "Majestät" verzichtete, pocht Beatrix auf Förmlichkeiten. Zum Leidwesen mancher Politiker schöpft sie ihren, wenngleich begrenzten, verfassungsmäßigen Spielraum zur Einflussnahme auf die Geschicke des Landes aus. So legte sich Beatrix in ihrer Weihnachtsansprache 2007 mit dem Rechtspopulisten Geert Wilders an, indem sie vor Hetze gegen Muslime warnte.Die Niederländer stehen hinter Beatrix. In Umfragen sprechen sie sich stets gegen eine Abdankung ihrer Königin aus. Allerdings hat das Ansehen der königlichen Familie in letzter Zeit gelitten. Dass Kronprinz Willem-Alexander und seine Gattin Prinzessin Máxima in der Wirtschaftskrise unbedingt eine Luxusvilla in Afrika haben wollten, löste Empörung aus. Vor einem Jahr um diese Zeit hatten viele damit gerechnet, dass Beatrix zugunsten ihres damals 42-jährigen Sohnes abdanken würde. Doch ehe Beatrix am Königinnentag 2009 in der Stadt Apeldoorn ihre Rede halten konnte, raste ein Attentäter mit seinem Auto auf ihren Festbus zu. Er prallte gegen ein Denkmal und starb, nachdem er sieben Menschen totgefahren hatte. "Was als ein wunderschöner Tag begann, endete in einem fürchterlichen Drama", sagte Beatrix danach. Gestern hat sie die sieben Opfer des Anschlags geehrt. In Apeldoorn enthüllte sie sichtlich bewegt ein Monument zur Erinnerung an das Attentat. Nachdem das Unglück vor einem Jahr geschehen war, wirkte Beatrix so traurig, wie das Volk sie zuvor nur beim Begräbnis ihres Mannes, des deutschen Diplomaten Claus von Amsberg, erlebt hatte. So traurig, aber zugleich so entschlossen, weiter ihre Pflicht zu erfüllen. Und die Gerüchte um eine Abdankung verstummten sofort.