Knackis dürfen Geld für Schönheit ausgeben

Karlsruhe. In der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwerde I dürfen die in einem gesonderten Hafthaus untergebrachten weiblichen Gefangenen von ihrem Geld monatlich für 30 Euro telefonieren und für 25 Euro Kosmetika einkaufen. Der Antrag eines männlichen Häftlings, ihm das Gleiche zu erlauben, wurde von der Anstalt aber abgelehnt - der Mann zog vor Gericht

Karlsruhe. In der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwerde I dürfen die in einem gesonderten Hafthaus untergebrachten weiblichen Gefangenen von ihrem Geld monatlich für 30 Euro telefonieren und für 25 Euro Kosmetika einkaufen. Der Antrag eines männlichen Häftlings, ihm das Gleiche zu erlauben, wurde von der Anstalt aber abgelehnt - der Mann zog vor Gericht. Seine Klage blieb vor dem Landgericht Bielefeld und dem Oberlandesgericht Hamm erfolglos. Daraufhin reichte der Häftling Verfassungsbeschwerde ein, in der er die Ungleichbehandlung rügte. Damit war er nun erfolgreich. Die Karlsruher Richter sahen eine Verletzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes als gegeben an. Die Ungleichbehandlung beim Kosmetikeinkauf sei nicht zulässig. Geschlechter-Stereotype und tradierte Rollenerwartungen könnten zur Rechtfertigung nicht dienen: "Auch wenn das Interesse an Kosmetikprodukten in der Gruppe der Frauen verbreiteter oder häufiger stark ausgeprägt sein mag als in der Gruppe der Männer, handelt es sich nicht um ein von Natur aus nur bei Frauen auftretendes Interesse."Den Angehörigen eines Geschlechts könne die Befriedigung eines Interesses nicht mit der Begründung versagt werden, dass es sich um ein typischerweise beim anderen Geschlecht auftretendes Interesse handele, hieß es. Mit Blick auf die Telefonate ließ das Verfassungsgericht die Begründung nicht gelten, dass im Hafthaus des Klägers anders als im Hafthaus der weiblichen Gefangenen keine Telefonapparate speziell für die Strafgefangenen zur Verfügung stünden. Eine Angleichung der Ausstattung sei "mit geringem Aufwand möglich". ddp

HINTERGRUNDDie wachsende Lust der Männer an Kosmetik hat der Branche im vergangenen Jahr die Bilanz gerettet. Während der Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahr nur um 0,9 Prozent stieg, legte das Geschäft mit Herren-Produkten um zehn Prozent zu. Ein Viertel des Umsatzes von 1,57 Milliarden Euro entfiel auf Männerkosmetik wie Anti-Alterungscremes. dpa

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