Kommentar Klum-Show gehört an die Schulen

Es ist ein bisschen so wie mit den Pornos. Viele gucken sie, aber wenige geben es zu. Zu glauben, man könnte Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel“ loswerden, indem man sie verteufelt, ist naiv.

Selbst Väter und Mütter schauen sich sowas an. Was sie dort zu sehen bekommen: „Mädchen“ („junge Frauen“ wäre zu emanzipiert), die nur mit ihrem Aussehen beschäftigt sind und die darin auch noch bestärkt werden. Wer gut mit dem Hintern wackelt, hat „Charakter“. Gnädig auch, dass Klum sogar Models mit „tollen Kurven“ zulassen würde. Vorausgesetzt, die Kurven sind „toll“. Gewöhnliche Kurven? Nein, danke.

Dass #MeToo die Kritik an der Show verstärkt, verwundert kaum. Auch wenn sexualisierte Gewalt nicht mit Sexismus gleichzusetzen ist. Dennoch: Ein Zusammenhang besteht. Denn eine der Hauptbotschaften der Sendung ist: Wer dem Schönheitsideal nicht entspricht, ist weniger wert. Frauen, die ihren Selbstwert vor allem daraus schöpfen, ein Objekt der Begierde zu sein, sind leider häufig anfälliger für sexuelle Übergriffe. Deshalb ist auch jeder Protest richtig. Man könnte sogar noch weitergehen: Warum nicht die Show auch an Schulen besprechen und die Botschaften entlarven? Vielleicht würden junge Frauen dann künftig eher kopfschüttelnd statt mitfiebernd vor dem Fernseher sitzen.

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