Kloster Ettal stellt 500 000 Euro für Missbrauchsopfer bereit

Ettal. Als "Zeichen tätiger Reue" will das Kloster Ettal in Bayern Missbrauchsopfer mit jeweils bis zu 5000 Euro entschädigen. Das teilte der ehemalige Karlsruher Verfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch (Foto: Ralf Müller) gestern bei der Vorlage eines Berichts mit, den das Benediktinerkloster in Auftrag gegeben hatte

Ettal. Als "Zeichen tätiger Reue" will das Kloster Ettal in Bayern Missbrauchsopfer mit jeweils bis zu 5000 Euro entschädigen. Das teilte der ehemalige Karlsruher Verfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch (Foto: Ralf Müller) gestern bei der Vorlage eines Berichts mit, den das Benediktinerkloster in Auftrag gegeben hatte. Darin kommt er zu dem Schluss, dass Ordensgeistliche über Jahrzehnte Schüler der Eliteschule sexuell missbrauchten und schwer körperlich misshandelten. Sieben Patres sind vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs an Schülern oder von Grenzüberschreitungen der Intimsphäre betroffen. Einige der Mönche leben nicht mehr.Ein Pater schrieb in einem erst nach seinem Tod bekanntgewordenen "Bekenntnis", dass sein Verhalten "mehr als ausreichend ist für eine Anklage beim Staatsanwalt". In einem anderen Fall erhob die Staatsanwaltschaft tatsächlich jüngst Anklage. Neben sexuellem Missbrauch war lange Zeit körperliche Gewalt das erste Mittel der Erziehung. Mindestens acht Geistliche schlugen Klosterschüler. Einigen Kindern oder Jugendlichen platzte bei Ohrfeigen das Trommelfell, bei anderen brach der Stock auf dem Rücken, so brutal waren die Schläge. Auch Gewalt unter Schülern war an der Tagesordnung, wie Jentsch aus den rund 100 Opferberichten schilderte. "Es ist ein schwerer Weg für das Kloster, noch mehr aber für die Opfer", sagte Jentsch. Die geschilderten Fälle reichen bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Erst Ende der 1990-er Jahre wandelte sich der Erziehungsstil in dem als Eliteschule geltenden Kloster bei Garmisch-Partenkirchen. Für die Entschädigungen will der Benediktinerkonvent einen Fonds in Höhe von einer halben Million Euro einrichten. Robert Köhler vom Verein der Missbrauchsopfer sprach von einem Meilenstein bei der Aufarbeitung des Skandals. dpa

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