Klinik offenbar nicht schuld am Babytod

Mainz. Erst der tragische Tod von drei Babys und dann tagelang die quälende Frage: War ich schuld? Die zwei pharmazeutisch-technischen Assistenten der Mainzer Uniklinik, die vor einer Woche eine mit Bakterien verseuchte Nährlösung herausgaben, atmen jetzt auf. Sie sind laut Staatsanwaltschaft nicht für das Geschehene verantwortlich

Mainz. Erst der tragische Tod von drei Babys und dann tagelang die quälende Frage: War ich schuld? Die zwei pharmazeutisch-technischen Assistenten der Mainzer Uniklinik, die vor einer Woche eine mit Bakterien verseuchte Nährlösung herausgaben, atmen jetzt auf. Sie sind laut Staatsanwaltschaft nicht für das Geschehene verantwortlich. Ursache ist vielmehr eine defekt angelieferte Infusionsflasche mit einer Zutat für die Nährlösung. Die Direktorin der Klinik-Apotheke, Professorin Irene Krämer, sagte: "Die Beschädigung konnte nicht entdeckt werden, es war vermutlich ein kleiner Haarriss." Auch sei die Konzentration der Keime in der Aminosäurelösung nicht hoch genug gewesen, um die Flüssigkeit einzutrüben. Die Apotheken-Mitarbeiter seien erleichtert, die Belastung für sie war groß. "Für mich war die größte Befürchtung, dass die Ursache nicht gefunden wird und wir ein Leben lang in Sorge und Unsicherheit geblieben wären", sagte Krämer. Auch der Medizinische Vorstand Professor Norbert Pfeiffer (Foto: dpa) sprach von einem "enorm hohen Druck", unter dem die Mitarbeiter litten. Die Staatsanwaltschaft hatte zuerst die Apparatur im Visier gehabt, mit der die Nährlösung für die kleinen Patienten auf der Intensivstation gemixt wurde. Und auch die Klinik sprach früh davon, dass die Kontamination in ihrer hauseigenen Apotheke passiert sein könnte. "Seit Sonntag haben wir alles beleuchtet, jeden Kieselstein umgedreht", sagte Pfeiffer. Eltern und Familien mussten von drei Säuglingen Abschied nehmen, die gerade erst auf die Welt gekommen waren. Bei aller Tragik muss dabei aber betont werden: Es steht noch nicht fest, ob die Darmbakterien in der Nährlösung zu ihrem Tod führten. Alle drei Babys waren ohnehin stark geschwächt — Frühchen oder mit Herzfehlern geboren. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Obduktion eines Säuglings vermerkten die Rechtsmediziner, auch die schweren Vorerkrankungen hätten tödlich sein können. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Nun konzentriert sie sich darauf, wie und wann die Keime an und damit in die von einem externen Hersteller angelieferte defekte Infusionsflasche kamen. Auf die Spur waren die Ermittler geraten, als sie in der Klinikapotheke Material sicherstellten. Dabei stieß jemand nach Darstellung der Staatsanwaltschaft leicht mit dem Fuß an die in einem Sack verpackte Flasche. Sie zerbrach, obwohl derartige Infusionsflaschen nach Expertenangaben überaus stabil sind. Daraufhin wurde die Flasche unter die Lupe genommen. Weil die Keimzahl an der Flasche sehr hoch ist, gehen Experten davon aus, dass die Kontamination über einen längeren Zeitraum entstand — und damit vor dem Eintreffen in der Klinik.

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