Deutsche Wildtier Stiftung Warum der Gartenschläfer das Tier des Jahres 2023 ist

Er ist klein und hat große Ohren – der Gartenschläfer ist das Tier des Jahres 2023. Warum ihn die Deutsche Wildtier Stiftung gekürt hat und wo Sie ihn entdecken können.

Kleiner Zorro: Warum der Gartenschläfer das Tier des Jahres 2023 ist​
Foto: dpa/Jiri Bodahl

Mit seinen schwarzen Augenmaske sieht er aus wie Zorro, nur aus Plüsch: der Gartenschläfer. Das Tier ähnelt einer Maus, hat aber kuscheligeres Fell. Und einen schwarzen Streifen zwischen Augen und Ohren – fast wie die Romanfigur Zorro, der berühmte „Rächer der Armen“, der mit dunkler Maske gegen die ungerechte Herrschaft kämpft.

Auch der Gartenschläfer kämpft – ums Überleben. Denn etwa seit 1990 ist die Art aus der Hälfte ihres einstigen Verbreitungsgebiets verschwunden. Um auf diese Bedrohung aufmerksam zu machen, hat die Deutsche Wildtier-Stiftung (DWS) aus Hamburg ihn jetzt zum Tier des Jahres 2023 ausgerufen.

Gartenschläfer: Tier des Jahres gilt in Sachsen als verschollen

Der Gartenschläfer gehört zur Familie der Bilche, auch Schlafmäuse genannt. Davon gibt es in Mitteleuropa drei weitere Arten: die beiden sehr bekannten Siebenschläfer und Haselmaus sowie den Baumschläfer, eine absolute Rarität, die seit über einem Jahrzehnt in Deutschland nicht mehr gesichtet wurde. Mit dem Gartenschläfer ist es zumindest in Sachsen ähnlich weit: Er gilt dort als ausgestorben oder verschollen. Bundesweit führt ihn die Rote Liste der gefährdeten Arten als stark bedroht.

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Foto: AP/Michael Probst

Um den Gartenschläfer zu retten, rufen Naturschützer die Bevölkerung zur Mithilfe auf. „Der Gartenschläfer findet offenbar in seinen natürlichen Lebensräumen, den Wäldern, nicht mehr genug Nahrung und Versteckmöglichkeiten“, erläutert der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Ohne deckende Kraut- und Strauchschicht sei das Tier Feinden wie Füchsen, Mardern, Eulen und Katzen ausgeliefert, ergänzt die DWS. Auch Rattengift und Pestizide schienen eine Rolle für das Verschwinden des Tiers zu spielen, so der BUND weiter. Auf solche Mittel sollten Gärtner also verzichten.

Tier des Jahres 2023: So können Sie dem Gartenschläfer helfen

Der Verband appelliert zudem: „Erhalten oder schaffen Sie Versteckmöglichkeiten mit Höhlenbäumen, Wildsträuchern und Steinhaufen. Decken Sie Regentonnen ab, um Gartenschläfer vor dem Ertrinken zu schützen.“ Der BUND hat ferner eine Bauanleitung für Gartenschläfer-Kästen ins Netz gestellt.

  • Viel Platz braucht der bloß faustgroße Säuger nicht, er bringt es nur auf um die 15 Zentimeter.
  • Hinzu kommt der Schwanz, der fast noch mal ebenso lang werden kann.
  • Gefärbt ist der Gartenschläfer auf der Oberseite rotbraun-grau, die Flanken und Unterseite sind weiß.

Zu sehen bekommt man diese Ansicht nur selten, der Schläfer ist beinahe ausschließlich nachtaktiv. Zurzeit ist er gar inaktiv: Von Oktober bis April währt sein Winterschlaf.

Seinem Namen macht der Schläfer also alle Ehre. Wenn auch nicht so sehr wie der bekannte Verwandte, der Siebenschläfer: Der schlummert etwa von Mitte September bis in den Mai tatsächlich ungefähr sieben Monate lang.

Gartenschläfer: Im Harz und Schwarzwald zu entdecken

Der Siebenschläfer ist übrigens verbunden mit einer Legende: Zu Zeiten des römischen Kaisers Decius (um 250) flohen demnach sieben christliche Brüder aus Ephesus vor der Christenverfolgung in eine Höhle. Dort wurden sie lebendig eingemauert. In der Folge starben sie aber nicht, sondern fielen in einen langen Schlaf – und wachten erst rund 200 Jahre später wieder auf, als jemand das Mauerwerk entfernen ließ. Danach wurden die Brüder als Zeugen der Auferstehung verehrt. Es gibt die These, dass der Siebenschläfer nach dieser Geschichte der sieben schlummernden Brüder benannt worden ist.

Der Gartenschläfer wiederum müsste eigentlich besser Waldschläfer heißen. Ursprünglich lebte die Art nämlich in urigen Baumbeständen. Doch in diesem natürlichen Lebensraum gibt es sie laut DWS nur noch im Harz, im Schwarzwald und in Bayern. Anderswo hat der Schläfer Gärten als Ersatzhabitat angenommen, da viele Wälder heute nur noch Forste sind: aufgeräumte Plantagen ohne Versteckmöglichkeiten und ohne Futterangebot aus Kleintieren, Früchten und Knospen.

Auf solchen Wirtschaftsflächen hört man noch Sägen kreischen, aber nicht mehr den Gartenschläfer. Dabei kann die Art ordentlich Radau machen: „Ihr Quieken, Pfeifen und Murmeln ist dann die ganze Nacht hindurch zu hören“, heißt es vom BUND über die Paarungszeit der Schläfer im Frühjahr. Vielleicht trägt der Titel Tier des Jahres ja dazu bei, dass Zorros Gezeter künftig wieder öfter erklingt.

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