Kleine Männer mit weißen Bärten

Frankfurt/Main. Für die meisten Kinder ist es ein Ritual, vor dem Zubettgehen den Abendgruß des Sandmännchens zu sehen. Das gilt heute noch genauso wie vor fast 50 Jahren. Heute flimmert allerdings nur noch das Ost-Sandmännchen über die Bildschirme. Seine Konkurrenten aus dem Westen hat der Ossie bereits mehrfach aus dem Feld geschlagen

 Das ostdeutsche (links) und das westdeutsche Sandmännchen in der Frankfurter Ausstellung "Das Sandmännchen ist da!" Foto:dpa

Das ostdeutsche (links) und das westdeutsche Sandmännchen in der Frankfurter Ausstellung "Das Sandmännchen ist da!" Foto:dpa

Frankfurt/Main. Für die meisten Kinder ist es ein Ritual, vor dem Zubettgehen den Abendgruß des Sandmännchens zu sehen. Das gilt heute noch genauso wie vor fast 50 Jahren. Heute flimmert allerdings nur noch das Ost-Sandmännchen über die Bildschirme. Seine Konkurrenten aus dem Westen hat der Ossie bereits mehrfach aus dem Feld geschlagen. Seit der Wiedervereinigung ist er der einzige Sandmann, der die Kinder zwischen Aachen und Zwickau allabendlich mit einer TV-Gute-Nacht-Geschichte ins Bett schickt.

Das Ost- und das West-Sandmännchen, einige seiner Vorgänger und Ausschnitte aus ihren Filmen sind seit gestern im Frankfurter Museum für Kommunikation zu sehen - knapp ein Jahr vor dem 50. Jubiläum. Unter dem Titel "Das Sandmännchen ist da!" werden bis zum 22. Februar auch Möbel, Fluggeräte und Teile der Film-Kulissen gezeigt.

Das Sandmännchen hatte seine TV-Premiere am 22. November 1959 in der DDR. Die Ostdeutschen kamen damit der West-Konkurrenz, die ihr eigenes Sandmännchen schon seit längerer Zeit vorbereitet hatten, acht Tage zuvor, wie Kuratorin Isabell Koch vor der Ausstellungseröffnung berichtete.

Der Deutsche Fernsehfunk (DFF) der DDR war durch eine unscheinbare Programmankündigung des Senders Freies Berlin (SFB) auf dessen Pläne aufmerksam geworden und hatte mit dem spöttischen Titel "Unser Sandmännchen" in nicht einmal drei Wochen eine eigene Figur auf die Beine gestellt. Das Sandmann-Lied mit dem holprigen Reim soll Wolfgang Richter über Nacht komponiert haben.

"Es ist ein Mythos, dass der West-Sandmann dem Ost-Sandmann nach der Wende zum Opfer gefallen ist", sagte Kunsthistorikerin Koch. Die westdeutschen Regionalsender hätten das Sandmännchen von 1984 bis 1989 nach und nach abgesetzt und auch im Osten sollte die Sendung mit der Abwicklung des DDR-Fernsehens eigentlich einschlafen. Einem Proteststurm von Eltern und Kindern in Berlin sei es zu verdanken, dass die Kultfigur mit dem Ziegenbart weiter machen konnte.

Wegen fehlender Informationen über die Machart der westdeutschen Konkurrenz hatte der DFF seinen Sandmann von Anfang an im Trickfilm gezeigt. Das kam bei den Kindern besser an als die zunächst einfache und etwas betuliche West-Handpuppe. Diese wurde nach 40 Folgen abgesetzt und neu konzipiert. Nach kurzen Episoden eines Sandmännchens mit Zylinder und eines Frankfurter Sandmännchens vor dem neu erbauten Henninger Turm, setzte sich Ende 1962 das Sandmännchen von Herbert und Rosemarie Schulz durch. Mit einem Schlüssel für das Fernsehen ausgerüstet, schwebte es auf einem Wolkenschiff in die West-Wohnzimmer. Heute besucht nur noch das Ost-Sandmännchen die Kinder. Jeden Abend um zehn vor sieben im Kinderkanal.

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