Kiewel kehrt zurück
Mainz. Die Moderatorin Andrea Kiewel (Foto: dpa) wird trotz ihrer Affäre um Schleichwerbung ab Mai wieder den "Fernsehgarten" im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) präsentieren. Kiewel zeige "ehrliche Reue" und habe eine zweite Chance verdient, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut der "Süddeutschen Zeitung"
Mainz. Die Moderatorin Andrea Kiewel (Foto: dpa) wird trotz ihrer Affäre um Schleichwerbung ab Mai wieder den "Fernsehgarten" im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) präsentieren. Kiewel zeige "ehrliche Reue" und habe eine zweite Chance verdient, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut der "Süddeutschen Zeitung". Der Sender hatte sich im Dezember 2007 von der Moderatorin getrennt, nachdem ihr PR-Vertrag mit dem Diätanbieter Weight Watchers bekannt geworden war.
Bellut sagte, Kiewel habe einen "schweren Fehler" gemacht. Die Entscheidung, die 43-Jährige als Moderatorin zurückzuholen, sei für den Sender nicht leicht gewesen und erst nach langen Diskussionen gefallen. "Sie war ein Jahr auf dem Abstellgleis, und sie wird sich nichts mehr zu Schulden kommen lassen", sagte Bellut. Zuvor hatte das ZDF bereits mitgeteilt, dass Ernst-Marcus Thomas, der den "Fernsehgarten" 2008 von Kiewel übernommen hatte, die Sendung nicht weiter moderieren wird.
In einer Ausgabe der Talk-Show "Johannes B. Kerner" im Januar 2007 hatte Kiewel die Weight Watchers (zu deutsch: Gewichtsbeobachter) mehrfach lobend erwähnt. Im Gespräch mit Kerner und seiner Redaktion hatte sie bestritten, mit dem Unternehmen, das ein Konzept zur Gewichtsverringerung vermarktet, in geschäftlicher Verbindung zu stehen. Kiewel entschuldigte sich nach Bekanntwerden ihres PR-Vertrages dafür, dass sie diesen verschwiegen hatte. Sie erklärte aber, für den Auftritt bei Kerner habe sie kein Geld von den Weight Watchers erhalten. epd
Meinung
Die Quoten
und die Moral
Von SZ-Redaktionsmitglied
Stefan Regel
Es ist schon erstaunlich, wie schnell das ZDF der Moderatorin Andrea Kiewel nach ihrer peinlichen Schleichwerbung schon wieder verziehen hat. Aus journalistischen Gründen ist ihr Verhalten allerdings unverzeihlich. Kiewel den Zuschauern direkt wieder an solch prominenter Stelle vor die Nase zu setzen, kann nur einen Grund haben: Die Quoten sind wohl nicht allzu gut.
Ist die Not nur groß genug, spielt es auch keine Rolle mehr, dass die "Vertrauensbasis zerstört" ist (Intendant Markus Schächter vor einem Jahr). Auch, wenn jeder eine zweite Chance verdient hat: Kiewels Ruf ist nachhaltig beschädigt. Schade, dass mittlerweile Quoten vor Ethik und Moral gehen.