„Keine harmlose Nascherei“

Elektrische Zigaretten und Shishas liegen im Trend, doch Experten sehen gesundheitliche Risiken. Deshalb will die Bundesregierung sie für Kinder und Jugendliche verbieten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Womit begründet die Regierung das Verbot?

"Verdampfer sind keine harmlosen Naschereien", meinte Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU ) gestern in Berlin. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD ) erklärte, ob mit oder ohne Nikotin, oft würden die Verdampfer als gesunde Alternative zur Zigarette gepriesen. "Sie sind aber nicht gesund." Denn inzwischen gebe es mehrere Studien wie die vom Bundesinstitut für Risikobewertung, die belegten, dass auch die Inhaltsstoffe von nikotinfreien Verdampfern schädlich sein können. So würden bestimmte Aromastoffe das Wachstum der Lunge beeinträchtigen oder womöglich Krebs auslösen. "Deswegen gehören sie nicht in die Hände von Kindern", so Schwesig.

Wie funktionieren E-Zigaretten und E-Shishas eigentlich?

Im Gegensatz zur traditionellen Zigarette machen sie nur Dampf, da brennt nichts. E-Zigaretten und E-Shishas bestehen im Wesentlichen aus einem auswechselbaren Akku, der die vom Verdampfer benötigte Energie liefert. Eine Flüssigkeit (Liquid) in einer Patrone wird dann durch Hitze zu einem feinen Nebel verdampft, der inhaliert wird. Inzwischen gibt es Liquids in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, von Mango oder Gummibärchen bis zu Keks. Laut Schwesig können die süßen und kinderfreundlichen Aromen dazu verleiten, irgendwann auch auf herkömmliche Zigaretten umzusteigen.

Wie beliebt sind die Verdampfer überhaupt?

Nach Angaben der beiden Minister gibt es inzwischen zwei Millionen Konsumenten. Fakt ist zudem: Allein die E-Zigarette ist ein enormer Wachstumsmarkt. Nach Brancheninformationen hat sich der Umsatz in den vergangenen Jahren mehr als verzwanzigfacht. Und laut einer EU-Erhebung wurden im letzten Jahr fast 7800 Geschmacksrichtungen angeboten, darunter auch Tabak oder Alkohol. Zugleich wächst nach Angaben des Gaststättenverbandes Dehoga die Zahl von Shisha-Bars, "wenn auch regional unterschiedlich", so ein Sprecher zu unserer Zeitung. Vor allem in den großen Städten sind solche Bars "in".

Warum sind E-Zigaretten und E-Shishas überhaupt noch für Minderjährige erlaubt?

Weil es eine Lücke im Jugendschutzgesetz gibt. Dort finden sich nur klare Regelungen zum Verbot des Konsums von Tabak, die auch für normale Wasserpfeifen gelten. E-Zigaretten und E-Shishas fallen nicht darunter. Diese Lücke will die Regierung jetzt schließen. Der Verband des E-Zigarettenhandels begrüßt das Verbot ausdrücklich. Verbandschef Dac Sprengel sagte unserer Zeitung: "Das wird auch langsam Zeit." Auch wenn nach dem Stand der Wissenschaft E-Zigaretten weit weniger schädlich seien als Tabak-Zigaretten, so gehörten auch sie "zu den Produkten, von denen junge Menschen noch nicht einschätzen können, wie sie wirken".

Meinung:
Papa Staat muss es richten

Von SZ-KorrespondentHagen Strauß

Das ist ein schmaler Grat, auf dem die Bundesregierung geht. Einerseits gibt es in Deutschland eine ausgeprägte Verbotskultur, jedenfalls sind Politiker und Minister immer schnell dabei, etwas zu untersagen. Das nervt viele Bürger gehörig - und zwar völlig zu Recht. Andererseits überwiegen die wissenschaftlichen Expertisen, wonach die gesundheitlichen Risiken für Jugendliche durch das Rauchen von E-Zigaretten und E-Shishas groß sind. Insofern tut der Gesetzgeber gut daran, Minderjährige davon abzuhalten.

Papa Staat übernimmt allerdings zugleich mal wieder das, wofür eigentlich die Eltern zuständig wären. Vielleicht klingeln bei einigen Vätern und Müttern jetzt die Alarmglocken. Geboten wäre es.

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