Kein Ende in Sicht für die "Fiesta des Todes"

Pamplona. Hunderttausende Feiernde auf der größten Stier-Fiesta der Welt legen eine Schweigeminute ein. Dann werden wieder Schlachtgesänge angestimmt und Gläser geleert. Auch nach dem grausamen Tod des jungen Spaniers, dessen Hals von einem gewaltigen Hornstoß zerfetzt wurde, gehen die Stiertreiben in der nordspanischen Stadt Pamplona weiter - als ob nichts geschehen wäre

Pamplona. Hunderttausende Feiernde auf der größten Stier-Fiesta der Welt legen eine Schweigeminute ein. Dann werden wieder Schlachtgesänge angestimmt und Gläser geleert. Auch nach dem grausamen Tod des jungen Spaniers, dessen Hals von einem gewaltigen Hornstoß zerfetzt wurde, gehen die Stiertreiben in der nordspanischen Stadt Pamplona weiter - als ob nichts geschehen wäre. Am Sonntagmorgen, bei der sechsten von insgesamt acht Stierhatzen, spielen sich erneut dramatische Szenen ab. Wieder geht einer jener sechs Kampfstiere, die durch die engen Gassen Pamplonas getrieben werden, auf die vor, hinter und neben den massigen Tieren rennenden Menschen los. Spießt nacheinander gleich fünf Männer auf. Zwei werden lebensgefährlich verletzt, mit Hornstößen in Brust und Hals. Hinzu kommen dutzende Verletzte, die von Stieren oder Menschenmeute niedergetrampelt wurden. Die meisten kommen mit Prellungen und Knochenbrüchen davon.Ein Wahnsinn, der aber Teil dieses fragwürdigen Volksfestes ist. Ein noch bis morgen andauerndes Spektakel, mit dem der städtische Schutzheilige San Fermin gefeiert wird. Und vor allem die Kassen der Gastronomie und des Rathauses dieser 200 000-Einwohner-Stadt klingeln lässt. Mehr als eine halbe Million Menschen kommen jedes Jahr zum San-Fermin-Fest, das stets mit mehreren hundert Verletzten und manchmal, wie auch 2009, leider mit Toten endet.Pamplonas Bürgermeisterin Yolanda Barcina sieht keinen Grund, an diesen Kamikaze-Stiertreiben etwas zu ändern, die zuweilen eher einer Jagd der Stiere auf die Menschen gleichen. "Die Läufer kennen das Risiko", speist sie Kritiker ab. Und dem Volks gefällt es offenbar. Auch wenn Umfragen zufolge in Spanien die Zahl der Gegner wächst. Doch das nationale Fernsehen überträgt die Stier- und Menschenhatz jeden Morgen live. Und auch die großen Tageszeitungen berichten euphorisch über das grausame Spektakel. Man tue alles, um die Sicherheit zu verbessern und die Läufer über die Gefahren aufzuklären, versichert Bürgermeisterin Barcina. Sogar das Kopfsteinpflaster der Altstadtgässchen wird mit einem chemischen Anti-Rutsch-Belag versehen, um Stürze von Stier und Mensch zu vermeiden. Bretterzäune schützen die zehntausenden von Zuschauern am Straßenrand. Die Polizei kontrolliert vor dem Stier-Start die rund 3000 weiß-rot gekleideten Läufer, die "mozos". Betrunkene und Touristen, die in Badelatschen mal eben Stierkämpfer spielen wollen, werden aus dem Verkehr gezogen. ze

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