Katzen an die Leine?

Berlin · Der neue Tierschutzbericht der Bundesregierung nennt ein Ausgehverbot für Katzen als ein Mittel gegen die Zunahme herumstreunender Tiere. Mancherorts sind Katzen zu einer regelrechten Plage geworden.

Katzen könnte künftig in weiteren Teilen Deutschlands die Kastration oder ein Stubenarrest drohen. Grund seien "Kolonien herrenloser, verwilderter Katzen ", heißt es im neuen Tierschutzbericht der Bundesregierung. Es könne daher "erforderlich sein, den unkontrollierten freien Auslauf fortpflanzungsfähiger Haus- und Hofkatzen für einen bestimmten Zeitraum zu beschränken oder zu verbieten". Dürfen Katzen also bald nur noch an der Leine auf Streifzug?

Bereits am Mittwoch hatte das Bundeskabinett den Tierschutzbericht 2015 beschlossen. Darin wird auf eine Änderung des Tierschutzgesetzes aus dem Jahr 2013 eingegangen - damals wurde eine sogenannte Verordnungsermächtigung für die Landesregierungen eingefügt. Wenn davon Gebrauch gemacht werde, entspreche die Regelung "de facto einer Kastrationspflicht für Haus- und Hofkatzen mit Freigang", heißt es in dem neuen Tierschutzbericht.

Für eine Kastrations- und Registrierpflicht setzen sich auch Tierschützer ein. Die Tierrechtsorganisation Peta sieht sie "als wichtige Maßnahme gegen die Katzenüberpopulation und zur Eindämmung des Leids heimatloser Katzen ". In etlichen Gemeinden gibt es bereits eine solche Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht, wie aus einer Übersicht von Peta mit Stand August 2015 hervorgeht. Der Landesbeauftragte für Tierschutz im Saarland, Hans Friedrich Willimzik, sieht in der Kastrationspflicht jedoch kein Allheilmittel. Zudem gibt er zu bedenken, dass der Ruf nach einer generellen Kastration jeder freilaufenden Katze zu einfach sei, "und im Übrigen dem Gedanken des Tierschutzgesetzes und dem Recht auf Unversehrtheit eines jeden Tieres widerspricht", erklärt Willimzik in seinem aktuellen Tätigkeitsbericht. Überpopulationen entstünden oftmals dadurch, dass gutmeinende Tierfreunde freilaufende Katzen fütterten, "ohne ihnen eine sonstige Betreuung angedeihen zu lassen".

Tierschützer schätzen die Zahl streunender Hauskatzen auf bundesweit zwei Millionen. Verlässliche Angaben zur Zahl herrenloser, verwilderter Katzen in Deutschland gebe es zwar nicht, führt das Ministerium aus. Jedoch deuteten zahlreiche Berichte etwa von Kommunen, Behörden oder Tierschützern darauf hin, dass das Problem zunehme. Da es regionale Unterschiede gebe, sollten die einzelnen Bundesländer entscheiden, ob es zu entsprechenden Schritten komme. Voraussetzung sei, dass andere Maßnahmen nicht ausreichen. "Daneben kann auch die Aufklärung von Katzenhaltern und das Hinwirken auf eine freiwillige Beschränkung des Auslaufs oder auf eine freiwillige chirurgische oder medikamentelle Unfruchtbarmachung ein erster Schritt vor etwaigen Regelungen in einer Verordnung sein", heißt es in dem Bericht.

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