Kassenpatienten warten länger auf Arzttermin

Köln. Eine Studie über drastisch längere Wartezeiten von Kassenpatienten hat die Debatte über die Bevorzugung von Privatpatienten angeheizt. Bis zu dreimal so lange müssen gesetzlich Versicherte auf einen Termin bei Fachärzten warten, ergab eine Studie der Universität Köln

Köln. Eine Studie über drastisch längere Wartezeiten von Kassenpatienten hat die Debatte über die Bevorzugung von Privatpatienten angeheizt. Bis zu dreimal so lange müssen gesetzlich Versicherte auf einen Termin bei Fachärzten warten, ergab eine Studie der Universität Köln. Der SPD-Politiker Karl Lauterbach (Foto: dpa), in dessen Uni-Institut die Studie entstanden war, warnte vor medizinischen Risiken durch Wartezeiten. Ärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wiesen dies zurück.

Den Nachweis der verlängerten Wartezeiten hatten Telefonanfragen bei 189 Praxen im Raum Köln-Bonn-Leverkusen ergeben, die Mitarbeiter des Kölner Uni-Instituts für Gesundheitsökonomie als Tester durchführten. Besonders gravierend seien Unterschiede bei Magenspiegelungen, sagte der kommissarische Institutsleiter Markus Lüngen. So mussten Kassenpatienten im Schnitt 36,7 Tage auf eine Spiegelung warten, Privatpatienten nur 11,9 Tage.

"Beschwerden, die eine Magenspiegelung notwendig machen, können auf Blutungen oder eine Krebserkrankung zurückgehen", sagte Lauterbach dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Es handelt sich also um Untersuchungen, bei denen Verzögerungen keine Kavaliersdelikte sind." Lauterbach ist als Institutsdirektor wegen seines Bundestagsmandats beurlaubt. Der Politiker warnte vor einer Zwei-Klassen-Medizin, weil viele Spezialisten bald gar keine Kassenpatienten mehr nähmen.

Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, sagte dagegen: "Zu den Wartezeiten für gesetzlich Versicherte kommt es, weil oftmals die vorgegebenen Budgets vor Ende des Quartals ausgeschöpft sind." Viele Ärzte behandelten Patienten in den letzten Tagen und Wochen des Quartals kostenlos oder versuchten, nicht akut notwendige Behandlungen zu verlegen.

Hoppe und der KBV-Vorsitzende Andreas Köhler wiesen die Kritik Lauterbachs zurück: "Die Kollegen vergeben Termine unter medizinischem Gesichtspunkt, unabhängig davon, ob der Patient privat oder gesetzlich versichert ist." Köhler betonte, sie seien nicht verpflichtet, jeden Patienten so schnell wie möglich dranzunehmen. Viele Ärzte bräuchten Zusatzeinnahmen aus der privaten Krankenversicherung. Der Direktor des Verbandes der privaten Krankenversicherung, Volker Leienbach, sagte, die wahrnehmbaren Unterschiede im Service zwischen privaten und gesetzlichen Kassen seien in der Budgetierung der gesetzlichen Versicherung begründet. dpa

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