Karossen und Karat
München. Die Finanzkrise bestimmt die Politik, Sparer bangen um ihre Einlagen und weltweit gelten 1,4 Milliarden Menschen als arm. Das kümmert die Macher der ersten Messe "Millionaire Fair" in München wenig. Von Yachten, Schmuck, edlen Autos bis hin zum Butler oder Luxus-Toilettenwagen ist hier alles zu haben, was der reiche Mensch begehrt
München. Die Finanzkrise bestimmt die Politik, Sparer bangen um ihre Einlagen und weltweit gelten 1,4 Milliarden Menschen als arm. Das kümmert die Macher der ersten Messe "Millionaire Fair" in München wenig. Von Yachten, Schmuck, edlen Autos bis hin zum Butler oder Luxus-Toilettenwagen ist hier alles zu haben, was der reiche Mensch begehrt. Kristall und Diamanten funkeln überall - auf Haute-Couture-Kleidern, einem mit über 65000 Swarovski-Steinen veredelten Trainingsgerät oder einer mit 276 Diamanten besetzten Tagesdecke. Die ist im "120-Karat-Set" mit zwei Kissen für 300000 Euro zu haben.
"Wer Geld hat, hat auch in einer Finanzkrise Geld. Und auch die Betroffenen haben ihr Geld ja nicht in der Realität verloren, sondern nur auf dem Papier", sagt Harald Brand vom Yachtbauer Riva. Sein Ausstellungsstück, die 13 Meter lange Aquariva Super, ist mit 520000 Euro plus Mehrwertsteuer ein Schnäppchen im Vergleich zu dem schwarzglänzenden Maserati MC 12 Corsa, der im Eingangsbereich für 1,5 Millionen Euro auf einen neuen Besitzer wartet.
Brand hofft, auf der Münchner Messe ein bis zwei Schiffe verkaufen zu können. Schon fünf Minuten nach Öffnung kommt ein interessiertes Ehepaar an seinen Stand. Die Frau findet die ausgestellte Yacht zwar ganz nett, würde aber ein futuristischeres Design bevorzugen.
Pressefragen beantworten will das Paar nicht - der Millionär von heute mag es diskret. So wie eine Messebesucherin im schicken hellbraunen Designerkostüm, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie ist von Augsburg nach München gefahren, doch umsonst: "Mit dem Schmuck hier kann man keinen hinter dem Ofen vorlocken. Das gibt es alles auch in der Münchner Maximilianstraße", sagt die Dame und fügt hinzu: "In Marbella wird mehr geboten." Dass sie die Millionärs-Messe besuchen wollte, hat sie niemandem erzählt, sondern einen Friseurtermin vorgeschoben.
Der Münchner Journalist und Designer Oliver Luik hat kein Problem damit, seinen Reichtum zu zeigen. Mit seinen beiden Windhunden Paris und Deevi erregt er Aufsehen - und genießt es: "Oben und unten hat es schon immer gegeben - ich weiß gar nicht, wo da das Problem ist", sagt er. Aber auch Luik ist nicht begeistert von den Ausstellern, die er nicht "top-segmented" findet: "In Bezug auf Kunden-Akquise muss die Millionaire Fair noch dazulernen", sagt er. Zumindest Anbieter wie den Autohersteller Maybach oder das Spitzenauktionshaus Sotheby's hätte er hier erwartet. Was für den einen nicht gut genug ist, ist für andere nur dekadent. Gegen die "VIP-Night" zur Eröffnung der Messe demonstrierte das Münchner Sozialforum mit einem Sklavenmarkt.