Jubiläum für Ötzi

Bozen/Nürnberg. Als das Nürnberger Ehepaar Simon 1991 beim Abstieg aus den Ötztaler Alpen eine braune Leiche im Eis erblickte, war die Tragweite des grausigen Fundes noch nicht klar. Ein Jahr später prangte der zerschundene Kopf von Ötzi schon auf der Titelseite des US-Nachrichtenmagazins "Time". Viele der Geheimnisse des Eismannes haben die Forscher inzwischen herausgefunden

 Erika Simon zeigt das erste Bild vom Fundort der Gletschermumie Ötzi. Foto: Karmann/dpa

Erika Simon zeigt das erste Bild vom Fundort der Gletschermumie Ötzi. Foto: Karmann/dpa

Bozen/Nürnberg. Als das Nürnberger Ehepaar Simon 1991 beim Abstieg aus den Ötztaler Alpen eine braune Leiche im Eis erblickte, war die Tragweite des grausigen Fundes noch nicht klar. Ein Jahr später prangte der zerschundene Kopf von Ötzi schon auf der Titelseite des US-Nachrichtenmagazins "Time". Viele der Geheimnisse des Eismannes haben die Forscher inzwischen herausgefunden. Am heutigen Montag jährt sich seine Entdeckung zum 20. Mal."Schau mal, was da liegt! Das ist ein Mensch", habe ihr Mann gerufen, erinnert sich Erika Simon. Anfangs hätten sie allerdings geglaubt, der Tote sei höchstens vor 40 bis 50 Jahren gestorben und nun vom schmelzenden Gletschereis freigegeben worden, erzählte die 71-Jährige. Und mit ihrer Meinung waren sie nicht allein. Eher desinteressiert nahm die italienische Polizei den Fund zur Kenntnis. Denn der heiße Sommer damals hatte bereits sechs andere tote Wanderer aus ihrem Eisgrab befreit. Erst die österreichischen Behörden ließen die Mumie nach Innsbruck zur Universität bringen.

Dann folgte eine Überraschung nach der anderen. Zunächst nahm man an, Ötzi sei höchstens 100 Jahre tot. Dann schätzten die Forscher, dass er im Mittelalter gelebt hat. Doch dann fanden Gerichtsmediziner heraus, dass Ötzi vor mehr als 5000 Jahren lebte. Die Erkenntnis machte die Mumie über Nacht zur Weltsensation. Es war das erste Mal, dass leicht vergängliche Teile, wie Fell, Holz oder der gesamte Körper, über einen so langen Zeitraum erhalten blieben.

Doch es gab auch viel Ärger um den sensationellen Fund. Jahrelang stritten sich Österreich und Italien, bevor Ötzis italienische "Nationalität" eindeutig festgestellt werden konnte. Erst 1998 wurde die Mumie von Innsbruck nach Bozen gebracht, wo sie seitdem in einer Kühlzelle des Archäologischen Museums liegt.

Noch länger dauerte der Prozess zwischen Italien und den Entdeckern aus Nürnberg: Erst vor wenigen Jahren endete der Rechtsstreit mit der Zahlung eines Finderlohns von über 150 000 Euro. Mehrere Todesfälle im Ötzi-Umkreis sorgten zudem für finstere Gerüchte über einen Fluch der Mumie. So fand man Entdecker Helmut Simon 2004 tot in einem Gebirgsbach in den österreichischen Alpen. Der Urgeschichtler Konrad Spindler, der die Mumie an der Uni Innsbruck untersucht hatte, starb im Alter von nur 66 Jahren.

 Erika Simon zeigt das erste Bild vom Fundort der Gletschermumie Ötzi. Foto: Karmann/dpa

Erika Simon zeigt das erste Bild vom Fundort der Gletschermumie Ötzi. Foto: Karmann/dpa

Geschwächt durch Rippenbrüche und eine Pfeil-Verletzung in der linken Schulter starb Ötzi vor etwa 5300 Jahren vermutlich 90 Meter von der Grenze entfernt auf heute italienischem Gebiet. Er war etwa 47 Jahre alt - für damalige Verhältnisse uralt - und vermutlich auf der Flucht. dpa

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