Jogi muss zu Fuß gehen
St Leonhard · Wie schon 2006 muss Joachim Löw auch diesmal kurz vor der WM seinen Führerschein abgeben, weil er zu schnell gefahren ist. Nochmal soll ihm das nicht passieren: „Ich habe meine Lektion gelernt“, sagt er.
Joachim Löw darf in Südtirol nur Mountainbike oder Golfcar fahren. Dass die Nachricht vom erneuten Führerscheinentzug des Bundestrainers genau an jenem Tag bekannt wurde, an dem der derzeit schnellste Autofahrer der Welt im Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu Gast war, entbehrte nicht einer gewissen Ironie. "Punkte in Flensburg habe ich noch nie in meinem Leben bekommen. Ich habe Glück, ich kann mich auf der Rennstrecke austoben", erklärte Formel-1-Spitzenreiter Nico Rosberg gestern. Löw selbst zeigte sich reuig: "Ich habe meine Lektion gelernt und werde mein Fahrverhalten ändern", hieß es in einer Mitteilung.
Nach der Pinkel-Affäre um Kevin Großkreutz, der mit einem Aussetzer nach dem Pokalfinale in Berlin für Aufregung gesorgt hatte, wirft auch Löws Verhalten kein gutes Licht auf die Nationalmannschaft. Diese sieht sich gerne als wichtiger Repräsentant Deutschlands. Löw soll nach Angaben verschiedener Medien zu schnell gefahren sein und mit dem Handy am Steuer seines DFB-Dienstwagens telefoniert haben. Der Vorfall soll sich bereits im März ereignet haben. Der Bundestrainer hat aber keine Punkte wegen Alkohols am Steuer oder eines Unfalls bekommen.
Schon als junger Trainer beim FC Tirol Innsbruck (2001-02) war der Freiburger wegen zu schnellen Fahrens mit dem Handy am Ohr und ohne Vignette von der Polizei angehalten worden. Vor der WM 2006 wurde Löw als Chauffeur seines damaligen Chefs Jürgen Klinsmann mit Tempo 134 statt der erlaubten 100 Kilometer pro Stunde gestoppt und war seinen "Lappen" für vier Wochen los. Dieses Mal muss der DFB-Chefcoach wegen wiederholter Tempoverstöße sogar für mindestens ein halbes Jahr auf das Auto verzichten. "Es gibt da nichts schönzureden, natürlich muss ich jetzt mit den Konsequenzen leben und nutze häufig die Bahn", sagte Löw. Laut Generalsekretär Helmut Sandrock hat Löw den DFB bereits vor einiger Zeit über den Vorfall informiert. "Wir wissen, dass sich Jogi selbst am meisten darüber ärgert." "Wir wollen natürlich immer Vorbild sein, aber wir sind alle Menschen, da passieren immer Fehler", sagte Teammanager Oliver Bierhoff. "Ich sehe keine Gefahr, dass Jogi als Raser durchgeht. Er fährt immer vorsichtig." Bei den vielen Kilometern, die Löw jedes Jahr fahre, passiere so etwas eher. Bierhoff versuchte auch, die Sache mit Humor zu nehmen. Man werde mit Sponsor Mercedes-Benz sprechen, "dass man Jogi nur noch Autos gibt, die tempolimitiert sind".