Jecken nehmen Wulff und Merkel aufs Korn

Köln. Gerupfter Adler, vom "deutschen Michel" am Kragen gepackt und k.o. geschlagen: Ex-Bundespräsident Christian Wulff hatte am gestrigen Rosenmontag noch mehrere große Auftritte - bei den Karnevalsumzügen in den rheinischen Hochburgen

Köln. Gerupfter Adler, vom "deutschen Michel" am Kragen gepackt und k.o. geschlagen: Ex-Bundespräsident Christian Wulff hatte am gestrigen Rosenmontag noch mehrere große Auftritte - bei den Karnevalsumzügen in den rheinischen Hochburgen. Mit ihren Motivwagen spotteten die Narren über seinen Rücktritt als Bundespräsident, auch die ungleichen Kräfteverhältnisse in der schwarz-gelben Koalition, die US-Präsidentenwahlen und die Euro-Krise waren beliebte Themen. Bei trockenem Wetter säumten Millionen von Zuschauern die Straßen.Die Düsseldorfer mit ihren traditionell besonders bissigen Wagenmotiven zeigten Wulff als auf den Kopf gefallenen Bundesadler, der seine Federn verloren hat, und den Schriftzug "Und Tschüss...". Dahinter schlüpft sein nominierter Nachfolger Joachim Gauck aus dem Ei. Die Wagenbauer hatten ihre Wulff-Motive nach dessen Rücktritt noch umgebaut. In Mainz hing Wulff ausgeknockt im Boxring, in Köln wurde er vom Michel aus einem viel zu großen Anzug gezogen.

In Trier zogen rund 1800 Karnevalisten durch die Innenstadt. Mit seinen 100 Gruppen gilt der Zug als einer der größten der Region.

In Brasiliens Karnevalshochburg Rio de Janeiro tanzten und feierten unterdessen hunderttausende Jecken bei sommerlichen Temperaturen. "Só Alegria" ("Nur Freude") hieß das Motto vieler Narren, die an einem der 400 Straßenumzüge teilnahmen. Im legendären Sambódromo hatte ein Verein sich ein ungewöhnliches Thema ausgesucht: die Geschichte des Joghurts. "Der Joghurt ist Symbol der Gesundheit, der Freude und der Vitalität - alles Synonyme für unseren Karneval", erläuterte einer der Vereinsfunktionäre.

Weitere Höhepunkte

In der Domstadt Köln führte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) FDP-Chef Philipp Rösler als Hündchen an der Leine - das Motiv wurde lange vor der Gauck-Kür ersonnen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad spaltete die Uno mit seiner Atombombe. Das Maskottchen des 1. FC Köln, Geißbock Hennes, betete einen Lukas Podolski an. Beim "Zoch" unter dem Motto "Jedem Jeck sing Pappnas" waren gestern mehr als 12 000 Aktive dabei, die nach Angaben des Festkomitees insgesamt 300 Tonnen Süßigkeiten unters Volk warfen.

In Düsseldorf trat Kanzlerin Merkel auf einem Wagen als Ballerina auf und trug als Rock einen Rettungsschirm, mit dem sie Europa bedeckt. Vier Clowns lasen Zeitung und lachten sich kaputt über Überschriften wie "Atomkraft ist sicher". Und Karl-Theodor zu Guttenberg tauchte als Frankenstein wieder auf. Der Düsseldorfer Zug hat das Motto "Hütt dommer dröwer lache".

In Mainz traten in einer rund sieben Kilometer langen Karawane 18 Garden auf, mehr als 80 Musikgruppen und 15 Motivwagen. Sie zeigten unter anderem Kanzlerin Merkel im "Kopfstand" bei Themen wie Atomausstieg und Mindestlohn oder den Fluglärm vom Frankfurter Flughafen.

Bei der schwäbisch-alemannischen Fastnacht in Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs, stand gestern der traditionelle Narrensprung an. Die Narren trugen Holzmasken als grimmiger Federahannes, als freundliches Gschell oder und als wildes Bennerrössle. Auf ihrem Weg vollführten die Narren mit Hilfe ihrer Stangen wilde Sprünge.

Faasend Disco Bubach



Umzug Bubach (1/2)

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