Japans Kaiserpaar besucht die Todeszone Atomstaaten wollen Lehren aus Fukushima ziehen

Tokio. Knapp fünf Wochen nach Beginn der Katastrophe in Japan durch Erdbeben, Tsunami und atomarer Zwischenfälle in der Atomanlage von Fukushima konnten die Menschen jetzt Hoffnung aus dem ersten Besuch des japanischen Kaiserpaars in der Katastrophenregion ziehen

Tokio. Knapp fünf Wochen nach Beginn der Katastrophe in Japan durch Erdbeben, Tsunami und atomarer Zwischenfälle in der Atomanlage von Fukushima konnten die Menschen jetzt Hoffnung aus dem ersten Besuch des japanischen Kaiserpaars in der Katastrophenregion ziehen. Kaiser Akihito und seine Gemahlin Michiko besuchten gestern zunächst zwei Notunterkünfte in der Stadt Asahi in der Tokioter Nachbarprovinz Chiba. Nach Angaben des kaiserlichen Haushofamts will das beliebte Monarchenpaar noch weitere Gebiete, darunter die am schwersten verwüsteten Provinzen Fukushima, Myagi und Iwate besuchen.Landwirte aus der Umgebung der Atomruine forderten unterdessen von Tepco, dem Betreiber des havarierten Kernkraftwerks in Fukushima, rasche Entschädigungszahlungen. In einem Protestbrief kritisierten die Bauern, Tepco habe sie nicht über die negativen Folgen der Strahlung aufgeklärt und sich nicht entschuldigt. Wegen der radioaktiven Strahlung und den Handelsbeschränkungen für Waren aus der Region müssten viele Bauern über die Aufgabe ihrer Höfe nachdenken. "Wir entschuldigen uns für die entstandenen Probleme und nehmen den Protest sehr ernst", sagte Tepco-Chef Masataka Shimizu.

Auch begann jetzt die Suche nach verstrahlten Leichen in der Region: Rund 300 Männer in weißen Overalls, mit Atemschutz und Gummihandschuhen durchsuchten gestern das innere Evakuierungsgebiet im Umkreis von zehn Kilometern um das AKW - und fanden nach Polizeiangaben bislang zehn Leichen. Offiziell suchten die Mannschaften nach Vermissten, doch ernsthaft glaubt niemand mehr, noch Überlebende zu entdecken. Mit Holzstangen und schweren Maschinen arbeiteten sich die Männer durch die radioaktiv schwer verstrahlte Gegend.

Die Kühlanlagen der außer Kontrolle geratenen Meiler funktionieren immer noch nicht. Laut dem Betreiber Tepco hat sich die Strahlung im Grundwasser am Reaktor zudem in nur einer Woche verzehnfacht. Und schon am Wochenende soll der Wind drehen und radioaktive Partikel zur Millionenmetropole Tokio wehen. Neben dem Suchtrupp sind auch Teams zur Messung radioaktiver Strahlung und zur Bergung der Leichen eingesetzt.

Für Japans Regierungschef Naoto Kan wird die Atomkatastrophe immer mehr zur persönlichen Belastungsprobe. Die Opposition und auch Parteifreunde werfen dem Premier Unfähigkeit im Umgang mit der Krise vor. Erstmals forderte der Chef der oppositionellen konservativen Liberaldemokratischen Partei, Sadakazu Tanigaki, den Rücktritt Kans. Eine Fortdauer der gegenwärtigen Führung sei für das Volk "extrem unglücklich", sagte Tanigaki. Er deutete an, seine Partei könne in beiden Parlamentskammern Misstrauensvoten gegen Kans Regierung anstrengen. dpa/afp

Wien. Die 72 Staaten, die Kernkraft nutzen, wollen aus dem Unfall von Fukushima Lehren ziehen. Das geht aus dem Abschlussbericht der fünften Überprüfungskonferenz des Übereinkommens über nukleare Sicherheit hervor, der gestern in Wien veröffentlicht wurde. "Nukleare Sicherheit kennt keine Grenzen, es ist ein Thema von öffentlichem Interesse", sagte der Leiter der Konferenz Li Ganjie, Chinas höchster Verantwortlicher für nukleare Sicherheit.

Das zehntägige Treffen war lange geplant. Fukushima rückte jedoch Fragen nach einer stabilen Bauweise von Kernkraftwerken, die Erdbeben und Tsunamis standhalten, oder die Informationspolitik nach einem Unfall in den Vordergrund. Es sei notwendig, Atomkraftwerke besser vor äußeren Einflüssen zu schützen, betonte Li. Die Konferenz kommt alle drei Jahre zusammen, eine Sondersitzung will sich aber bereits 2012 erneut mit Fukushima befassen. dpa

Am Rande

Lebensmittel aus Japan weisen bisher keine erhöhte Strahlung auf. Dies geht aus einem Prüfbericht der Europäischen Union (EU) hervor. Demnach wurden in Deutschland bisher nur bei Bambussprossen mit zwei Becquerel pro Kilo Spuren von radioaktivem Jod 131 entdeckt. Der Grenzwert liegt bei 2000 Becquerel. Deutschland kontrolliert laut EU-Bericht besonders intensiv. dpa

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