„Jadehase“ setzt zum Sprung an

Peking · Es ist das bislang größte unbemannte Raumfahrtabenteuer Chinas: Erstmals soll ein chinesisches Raumschiff auf dem Mond landen. Die Mission soll ein neues Kapitel in der Erkundung des Erdtrabanten aufschlagen.

Im Kalten Krieg brachte der Wettlauf zwischen den USA und der Sowjetunion erstmals Menschen auf den Mond. Vier Jahrzehnte später versucht China seine erste unbemannte Landung - ein riskantes Vorhaben, das nicht zuletzt dem nationalen Prestige dienen soll. Am frühen Samstagnachmittag soll das Raumschiff "Chang'e 3" (Mondgöttin) auf dem Erdtrabanten aufsetzen, an Bord das Mondfahrzeug mit ebenfalls mythologisch angehauchtem Namen "Yutu" (Jadehase). Es soll die geologische Struktur des Mondes, seine Oberflächenbeschaffenheit und mögliche natürliche Ressourcen erkunden.

Als "erfolgreich" bezeichneten chinesische Experten die ambitionierte Mission kurz nach dem Start der Rakete vor knapp zwei Wochen. China will hoch hinaus. "Eine weiche Landung wird zeigen, dass unser Land im Rennen um die Erforschung des Mondes anderen voraus ist. Damit demonstrieren wir unsere politische Macht und die technischen Möglichkeiten", zitierte die offiziöse "Global Times" den Wissenschaftler Pang Zhihao von der Chinesischen Akademie für Raumfahrttechnik.

Als die Sowjets 1970 ihr Mondfahrzeug "Lunochod" (Mondgänger) auf dem Erdtrabanten niederließen, hatten die Chinesen gerade erst ihren Testsatelliten Dongfang Hong (Roter Osten) in die Erdumlaufbahn geschossen. Es war ein kleiner Schritt in einer Welt, die aufgeteilt schien zwischen den Sojus-Raumschiffen und den Apollo-Missionen, den Kosmonauten und den Astronauten. Zwischen der Sowjetunion und den USA. Nun will China auch die großen Schritte wagen. Will eine große Nation sein und als solche nach jahrzehntelanger Tüftel-Arbeit auf dem Mond spazieren fahren. Taikonauten, so nennen die Chinesen ihre Raumfahrer, sind bereits mehrmals ins All gereist. Mit aller Macht prescht die Volksrepublik in den Kosmos und sucht auch dort ihren Platz.

Die Hoffnungen liegen nun auf dem "Jadehasen", mit Bauch und Armen nach amerikanischem Vorbild, die Füße als Räder ganz sowjetischer Natur. Der Kopf aber dürfte chinesisch sein, wohl in den Test-Räumen der chinesischen Armee entstanden. Chinas Raumfahrt ist dem Militär angegliedert. Mit dem Fahrzeug, das Mondgestein zur Erde bringen soll und vielleicht sogar für die Landung der ersten Chinesen auf dem Mond sorgen wird, hat China wieder einen Schritt auf seinem langen Weg hinaus aus dem Schatten der großen Weltraummächte Russland und USA gemacht. Auch hier geht es ums Prestige und Politik, um Technik und Wissenschaft. Um den großen "chinesischen Traum", den Chinas Präsident Xi Jinping ausgerufen hatte.

Auch die Raumfahrtexpertin Joan Johnson-Freese vom US Naval War College sieht die Politik als wichtige Triebkraft hinter dem Aufbruch zum Mond: "Diese Erfolge im All sind für Chinas Ein-Parteien-Herrscher wichtig, um in solchen Zeiten, wo China sehr nationalistisch ist, Unterstützung durch das Volk zu sammeln."

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